Plötzlich und unerwartet steht unser Leben auf dem Kopf. Ein Virus, viel zu winzig, um ihn mit bloßem Auge zu erkennen, bringt unseren Alltag zum Erliegen. Menschen bleiben zuhause. Wohl dem, der Familie hat, da ist wenigstens noch Ansprache möglich, solange es ausreichend Rückzugsorte gibt. Singles wie ich sitzen allein zuhause und telefonieren oder sehen fern. Nie habe ich Netflix so sehr zu schätzen gewußt wie derzeit.
Wenn aber zwischendurch einmal Pause ist, wenn ich innehalte, nicht mehr versuche, mich in eine andere Welt zu begeben, dann überfällt mich ein ungutes Gefühl. Das liegt daran, dass ich mich informiere. Sicherlich sind Hauptquellen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und die Onlineausgaben von Tageszeitungen (gelobt sei an dieser Stelle Twitter, die alte Linkschleuder, die mir viel Recherchearbeit abnimmt). Dazu kommen Dinge, die einfach nicht ausbleiben können: Die Kommentare meiner Familie auf WhatsApp, zum Beispiel, wo die Linkschleuder eben nicht meine wohlgepflegte, handverlesene Twitter-Timeline ist, sondern oft genug die obskureren Ecken in Facebook. Die „Diskussion“ der Auswirkungen des Virus und der Maßnahmen, die getroffen werden müssen, wird auch dadurch nicht leichter, dass Ärzte und Wissenschaftler (richtig, da gibt es einen Unterschied) teils ebenfalls sehr unterschiedliche Ansichten haben.
So sitzen wir allein (oder zu zweit, dritt, viert…) in unseren Wohnungen, wo wir zu viel Zeit zum Denken haben und zu viel Zeit zum Angst haben. Das Virus hat uns fest im Griff, obwohl die meisten von uns gar nicht krank sind. Aber das ist eben das Tückische: Niemand kann genau sagen, wen es erwischen wird. Sicher sind Menschen mit einem von Diabetes oder Immunsuppressiva* geschwächten Immunsystem eher bedroht. Sicher sterben auch viele alte Patienten, deren Immunsystem sowieso nicht mehr sehr gut ist, teils mit, teils an Covid-19. Sicher kann man davon ausgehen, dass das Virus relativ jungen Menschen, die gesund sind, nicht viel anhaben kann – meistens. Menschen, die da Ausnahmefälle sind, ohne es zu wissen, hilft das wenig.
Damit sind wir so ungefähr bei der Quintessenz dessen was wir wissen: Das Virus kann gefährlich sein, die Erkrankung kann tödlich enden, es kann grundsätzlich jeden erwischen, auch wenn alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen gefährdeter sind, ein Mundschutz kann von Nutzen sein, die Maßnahmen, die unsere Politiker beschlossen haben, können dazu beitragen, dass wir unser Gesundheitsystem nicht überlasten und damit vermeiden, mehr Menschen zu gefährden als nötig. Kann. Muss aber nicht.
Es ist sehr viel Möglichkeit in den Informationen, die wir bekommen und sehr wenig Gewissheit. Jetzt, wo die Zahlen so schüchtern und vorsichtig besser werden wie die Blattknospen an den Bäumen erscheinen und größer werden, kommen die ersten Rufe nach Lockerung der Maßnahmen. Mehr Geschäfte sollen öffnen dürfen, vor allen Dingen. Mehr geöffnete Geschäfte bedeutet mehr Stadtbummler und das bedeutet, dass Abstände nicht mehr eingehalten werden könnten. So gerne ich mir vielleicht eine neue Jeans kaufen möchte – noch ist mir das Risiko zu hoch.
Durch die Maßnahmen ist auch die Versammlungsfreiheit gefährdet. In meiner wohlsortierten Twitter-Timeline sind die Menschen deswegen grundsätzlich unerfreut, denn sie würden gern demonstrieren, um ihre Freiheit zu schützen, denn die Maßnahmen, um Daten zu erheben, damit man das Virus vorhersagbarer machen können, sind vielerorts in gar keiner Weise mit geltenden Datenschutzbestimmungen zu vereinbaren. Die Befürchtung ist, dass hier Überwachungsmechanismen eingeführt werden, die später kaum noch oder gar nicht zurückgenommen werden können. Diese Befürchtung teile nicht nur ich, sondern auch meine Geschwister, die deutlich konservativer eingestellt sind als ich. Die Frage im Hinterkopf vieler Menschen hierzulande lautet:
Bekommen wir einen Überwachungsstaat durch die virale Hintertür?
Ich kann das nicht beantworten – vermutlich kann das niemand. Unseren derzeit mit den entsprechenden Maßnahmen befassten Politikern traue ich nicht zu, diese Situation, die die Gesellschaft sehr verwundbar macht, für diese Zwecke auszunutzen. Das Problem ist, dass die meisten Beschlüsse sehr schnell gefasst worden sind und die dazugehörigen (rechtlich bindenden) Texte entsprechend mit einer sehr heißen Nadel gestrickt wurden. Was, wenn so Löcher ins Werk gebrannt werden, die für nachfolgende „Politiker“ ein willkommener Türöffner sind? So unwahrscheinlich wie noch vor zehn Jahren ist das heute nicht mehr – und schon damals haben Menschen, die die Informationstechnologie gut kennen, vor den Gefahren des Datenmissbrauchs gewarnt. Heute ist diese Gefahr deutlich größer.
Was soll man jetzt also von alledem halten? Ist dieses Virus gefährlich für uns alle oder nur einige wenige? Ist das Virus selbst tödlich oder muss eine weitere Erkrankung hinzukommen? Sind die Maßnahmen, die ergriffen wurden, ausreichend, nicht ausreichend, übertrieben? Sind „Corona-App“ und ihre Geschwister zu datenhungrig? Entsteht aus der Furcht vor dem Virus endgültig der gläserne Bürger?
Ich weiß es nicht und vermutlich wissen das noch nicht einmal die Fachleute und Experten. Im Moment können wir nur hoffen, dass das alles gut geht. Ich halte uns die Daumen.
*Medikamente zur Unterdrückung des Immundsystems, die beispielsweise nach einer Organtransplantation genommen werden müssen, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden
So wie Du habe ich mich vor über 10 Jahren entschlossen, für die Sicherheit meiner Daten zu kämpfen, und mich für eine Freiheit in einer digitalisierten Zukunft einzusetzen. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, ist die, dass jene die vorgaben dieses Ziel zu verfolgen ihrerseits jede Form von psychischer und physischer Gewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele als rechtmäßiges Mittel gesehen haben. „Falsche“ Meinungen wurden massiv bekämpft, mit Mitteln die in Nichts denen einer zersetzenden Stasi nachstehen würden. Die Partei, die Gruppierungen von denen ich rede ist in der Versenkung verschwunden, auch weil sie eigentlich eine gesellschaftliche Änderung hin zu einer sozialistischen/kommunistischen Diktatur verfolgt hat, und in einer Demokratie tatsächlich keinen Fuss fassen konnte. Dem Himmel sei dank.
In diesen 10 Jahren, in denen selbsternannte Datenschützer keinen Einfluss mehr hatten sind Unternehmen stark geworden, die jeden Scheiß an Daten sammeln, verwerten und umsetzen. Und es ist kein Überwachungs- und Polizeistaat gekommen, in dem man für seine politische Meinung verfolgt und eingesperrt wird.
2020 – die Pandemie ist da. Die Wirkungsweise des Virus ist bekannt und auch wie er sich verbreitet. Die Mortalitätsrate liegt zwischen 1,6 (in D) bis 16 (I) % und tatsächlich verfolgt unsere Regierung nicht etwas das, was ihr die Aluhutfraktion und Revoluzzer gerne vorwürfen würden, sondern das Gegenteil: Die Regierung opfert nicht die Schwächsten unseres Landes für wirtschaftliches Wachstum, sondern fährt das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben herunter, um die (medizinisch) Schwächsten in unserem Land zu schützen . Es werden Rechenmodelle erstellt, Zahlen erfasst, Infektionswege untersucht um dann basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen dien besten Weg zur Eindämmung dieser Pandemie zu finden.
Die gleichen Leute, die jetzt lautstark befürchten dass Apps, die die Nachverfolgung von Infektionswegen erlauben, oder die Sammlung epidomologisch relevanter Daten, dazu verwendet werden (ja wozu eigentlich?) sich gegen sie zu wenden, sind die gleichen Leute, die sich gegen die Ausgangsbeschränkungen (Nein wir haben keine Ausgangssperre) wehren, nicht mit medizinischen Argumente, ob diese etwas bringen oder nicht, sondern ausschließlich mit dem Argument ihre persönliche Freiheit sei eingeschränkt.
In 10 Jahren ist nichts passiert, was die „Datenschützer“ prophezeit haben. Es wurden keine gesammelten Daten verwendet um Druck auf jemanden auszuüben, politische Profile zu erstellen, politische Gefangene zu machen, Existenzen zu zerstören. Die Daten werden gesammelt, das ist sicher. Sei es von NSA; BND; Instagram, Facebook, Apple, Google etc.
Der Corona Virus tötet. In 1,6% aller (bekannten) Fälle. Es töten die Schwachen und die Alten. Jene die besonders Schutzbedürftig sind. Und es ist bekannt, dass eine vertretbare zeitbegrenzte Einschränkung in unserer Freiheit die Infektionsketten aufbricht oder zeitlich hemmt. So hemmt, dass genug medizinische Resourcen vorhanden sind, dass Leben gerettet werden können.
Niemand, aber absolut niemand, der die Ausgangsbeschränkungen kritisiert, hat einmal versucht, wissenschaftlich zu belegen, warum diese nichts bringen – also bleibt nur die Spekulation, dass diesen Menschen die Tatsache etwas nicht
tun zu dürfen, was sie zu zuvor nicht getan haben so auf den Sack geht, dass sie bereit sind, für die Freitheit etwas zu tun, was sie sonst eh nicht tun würden, bereit sind Menschen zu opfern – im wahrsten Sinn des Wortes – sie sind bereit dafür jemanden sterben zu lassen.
WIe oft habe ich den letzten Jahren gehört dass jetzt die Totalüberwachung durch die Hintertüre kommt? Wie oft habe ich die Horrorszenarien wie 1984 gehört, wenn der Staat jetzt weiß wann ich mir zu welchem Porno einen von der Palme wedle, oder welches pseudowissenschaftliche Geschwafel ich über Facebook teile und lese.
Nicht ist passiert. Keine Konsequenzen, keine Maßnahmen, kein staatlicher Druck, keine politischen Inhaftierungen, kein Polizeistaat, kein Führerkult.
Und jetzt befürchtet man dass die App des RKI die Überwachung durch die Hintertür fördert?
Seriously?