2009 trat ich in die Piratenpartei ein – aus Protest gegen die offensichtliche Unfähigkeit unserer Politiker, sich fachlichen Rat zu holen. Es war die Zeit, in der Frau von der Leyen meinte, sie könne mit Stoppschildern im Internet irgendetwas bewirken. Es war die Zeit, in der vor allem die Musikindustrie, die die technischen Entwicklungen verschlafen hatte, ihre Felle (und Gewinne) davonschwimmen sah. Es war die Zeit, in der mit ACTA der erste Versuch gestartet wurde, das Internet und seine Nutzer wieder in den Griff zu bekommen. Das Internet, diese Technik, die man allseits belächelt und nicht ernst genommen hatte und die sich dann so rasant entwickelte, dass man mit CDs und DVDs einfach nicht mehr hinterherkam.
Die Piraten waren damals eine Ansammlung von Menschen, die diese Technik kannten und wussten, wie sehr Politiker und Industrie sich irrten. Sie waren ausgezogen, für die Freiheit zu kämpfen, die das Internet bedeutete und noch bedeutet – eine Freiheit, die wir so vorher nie gekannt hatten:
- Es ermöglicht Zusammenarbeit
- Es ermöglicht freien Zugang zu Bildungsinhalten
- Es ermöglicht freie Meinungsäußerung
- Es ermöglicht Information von sehr unterschiedlichen Blickwinkeln aus
Es ermöglicht auch noch einiges mehr – aber gerade der freie Zugang zu Bildungsinhalten ist ein Punkt, der den Mitgliedern der Piratenpartei damals wie heute erhaltenswert erscheint.
Dagegen stehen natürlich kommerzielle Interessen. Wer Bildung verkauft, wird keine Freude daran haben, dass Bildung kostenfrei erhältlich ist. Da kommen Urheberrecht und Veröffentlichungsrechte ganzer Industriezweige ins Spiel.
Das macht es einer kleinen Partei natürlich nicht einfacher – nichtsdestoweniger setzen die Piraten sich mit den Chancen und Risiken, die uns das Internet und die damit einhergehende Digitalisierung unserer Welt bieten, intensiv auseinander. Das Mitgliederspektrum hat sich stark erweitert, zu den Internetexperten haben sich Menschen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten gesellt. Heute können Piraten fachgerecht und kompetent die übergreifende Wirkung der Digitalisierung auf alle Gebiete unseres täglichen Lebens darstellen.
Ich habe mich vom Dasein als Parteimitglied verabscheidet – ein politisch denkender Mensch bin ich aber immer noch. Der einzige Unterschied ist, dass ich mir neue Wege suche.