Adipositas und Diabetesmedikamente

Bauch eines übergewichtigen Menschen

Letzten Sonntag habe ich aus Frustration und Enttäuschung einen Artikel geschrieben, in dem ich dafür plädiert habe, GLP-1-Rezptoragonisten doch bitte für Leute zu reservieren, die sie wirklich brauchen: Diabetiker und stark Übergewichtige. Zu diesem Plädoyer stehe ich durchaus weiterhin. Andererseits ist mir, während ich das alles schrieb, ein Aspekt untergegangen, der Übergewichtigen wirklich zu schaffen macht: Das soziale Stigma und die Tatsache, dass ich gerade deswegen durchaus großes Verständnis für die Off-Label-Verwendung der Medikamente habe. Also denke ich, dass es an der Zeit ist, über Adipositas (krankhaftes Übergewicht) zu sprechen.

Dicke Menschen haben den Ruf, disziplinlos zu sein. Da haben sie durchaus etwas gemeinsam mit Depressiven. Und nachdem ich durchaus übergewichtig bin, an einer chronischen Depression leide, Diabetes und dazu noch Gicht habe (das auch so eine Stoffwechselerkrankung ist, die demjenigen zugeschrieben wird, der sie hat), kenne ich die dämlichen Sprüche, die man da hört, nur allzu gut:

„Du musst dich doch nur vernünftig ernähren, dann nimmst du schon ab.“
„Beweg dich halt mehr, dann wird das schon!“

Solches und Ähnliches hören Übergewichtige oft – auch von ihren Ärzten. Man braucht Disziplin, man muss an sich arbeiten. Dass die Anstrengung dazu oft genug fast übermenschlich ist, ist denen, die dies alles sagen, mindestens unklar.

Übergewicht ist eine komplexe Erkrankung, die oft mit anderen Krankheiten Hand in Hand geht (sowohl Depression als auch Diabetes gehören dazu). Ich verstehe gut, dass dann „Abnehmspritzen“ eine erfolgversprechende Lösung darstellen. Eine ausführliche Darstellung des Problems insgesamt und auch einen kritischen, dabei aber wohlwollenden Blick auf die Erkrankung Adipositas habe ich bei Eckart von Hirschhausen; auf YouTube gefunden. Hier wird auch ein breiter Blick geworfen auf die neurologischen Hintergründe, die es Übergewichtigen wirklich richtig schwer machen, auf die Vorurteile gegenüber Dicken und auch auf die Vor- und Nachteile der Nutzung von GLP-1-Rezptoragonisten zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Ich denke, dass dieser 45-minütige Beitrag gut helfen kann bei der Einordnung der Erkrankung Übergewicht und hoffe, dass das auch hilft, meinen letzten Beitrag, der ja wirklich zum Teil aus der Frustration geboren wurde, die darauf folgte, dass ich das Medikament, das ich wirklich eigentlich brauche, nicht bekommen kann, ein wenig besser einzuordnen.

Bitte, seid mit Übergewichtigen nicht ungeduldig. Verurteilt sie nicht, denn die Erkrankung ist deutlich komplexer als man sich das so vorstellt – und Vorwürfe oder „mach doch einfach mal was anders“ helfen da nicht. Übergewichtige unterstützt man am Besten mit Verständnis. Es hilft auch, zu fragen, womit man helfen kann. Manchmal reicht es ja schon, einfach mal bei einem Spaziergang oder ins Schwimmbad zu begleiten, damit der vom Übergewicht geplagte Mensch nicht allein vor die Tür und sich damit den be- und verurteilenden Blicken der Mitmenschen aussetzen muss.

Diabetesmedikamente, Lieferengpässe und Off-Label-Verwendung

Eine Spritze und Geräte zur Blutzuckermessung

Ich habe Diabetes mellitus Typ 2. Früher nannte man das Altersdiabetes, heutzutage kommt diese Erkrankung immer häufiger auch bei jüngeren Menschen vor. Damit bin ich laut deutscher Diabetes-Gesellschaft eine von mehr als 8 Millionen Deutschen, die daran erkrankt sind. Üblicherweise ist die Ursache eine Kombination aus erblicher Veranlagung (an dieser Stelle danke ich meinen beiden Großmüttern, die mir dieses Erbe hinterlassen haben) und Unvernunft (ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, da bin ich schuldig in beiden Anklagepunkten).

In den entsprechenden Fachkreisen wird auch ein gewisser Zusammenhang zwischen Depression und Diabetes diskutiert; es ist wohl derzeit die Ansicht vorherrschend, dass der Diabetes die Depression nach sich zieht, weil ja doch einige Anpassung an Tagesablauf, Ernährungsgewohnheiten und alltägliche Verhaltensweisen notwendig sind. Es könnte durchaus auch umgekehrt sein – die Depression macht hungrig und lustlos, folglich isst man vieles, was man nicht essen sollte (und auch in Mengen die nicht förderlich sind) und bewegt sich nicht oder nur wenig – wenn dann die Veranlagung auch noch dabei ist, ist die Erkrankung nicht weit weg. Ich als Diabetiker hadere jedenfalls hier und da etwas mit meinem Schicksal, wenn ich Menschen sehe, die stark übergewichtig sind, ansonsten aber gesund und munter wie ein Fisch im Wasser.

Um den Diabetes zu behandeln gibt es Medikamente. Das erste Medikament, das zum Einsatz kommt, ist üblicherweise Metformin, das den Blutzuckerspiegel senkt; der Wirkmechanismus ist im Link beschrieben. Metformin ist dankenswerterweise ein Medikament, das schon sehr lange im Einsatz ist, von daher ist es preiswert, es gibt viele Generika und deshalb ist es eigentlich immer verfügbar.

Bei neueren Medikamenten sieht das anders aus. Die GLP-1-Rezeptoragonisten sind recht neu, ziemlich teuer und nicht nur zur Diabetesbehandlung ausgesprochen beliebt. Und genau das ist der Grund, aus dem ich mich heute hinsetze und diesen Artikel schreibe, denn mein Arzt hat mir bisher ein Medikament aus dieser Gruppe verschrieben, das den Wirkstoff Dulaglutid enthält.

Eine off-label-Verwendung, für die diese Medikamente oft verschrieben werden, ist die Gewichtsreduktion. Gerade in den USA ist für Menschen, die abnehmen möchten, das Medikament Ozempic (Wirkstoff: Semaglutid) der letzte Schrei. In Deutschland kann das für diese Indikation verschrieben werden, wenn der Patient das selbst bezahlt – und das geht schnell ins Geld, denn in der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten nicht und im März 2024 hat der gemeinsame Bundesausschuss den Verordnungsausschluss für Wegovy (Semaglutid) für die Gewichtsreduktion beschlossen. Meiner Ansicht nach ein richtiger Schritt, denn das Medikament ist derzeit praktisch nicht lieferbar.

Dulaglutid, das in dieselbe Kategorie fällt wie Semaglutid, ist schon seit Januar praktisch nicht mehr lieferbar, es gibt Wartelisten für Patienten, die das Medikament benötigen. Ich stand satte drei Monate auf der Warteliste, ohne dass ich das Medikament bekommen hätte. Deswegen hat mir mein Diabetologe nun Sitagliptin, das in Form von Tabletten kommt, verschrieben. Anderer Wirkstoff, andere Wirkweise, andere mögliche Nebenwirkungen, von denen ich hoffe, dass keine eintreten. Und das kann’s nun echt nicht sein, Freunde!

Die GLP-1-Rezeptoragonisten sind für Diabetiker wichtige, notwendige Medikamente; für stark übergewichtige Menschen, denen eine Diabeteserkrankung droht, verstehe ich die Verschreibung sicher auch. Aber wenn ich in der Apotheke stehe, meine Medikamente abhole und eine offensichtlich völlig normalgewichtige Dame mit ihrem Rezept für Ozempic hereingestürmt kommt und die letzte Packung abstaubt, die die Apotheke vorrätig hat, dann hört mein Verständnis wirklich auf. Für Leute, die ein paar Kilo abnehmen möchten, gibt es wirklich andere Möglichkeiten. Deshalb richte ich heute eine dringende Bitte an Ärzte und Patienten:

Bitte, liebe Ärzte, verordnen Sie diese Medikamentengruppe ausschließlich an die Leute, die diese Medikamente wirklich brauchen: Diabetiker und stark Übergewichtige!

Bitte, liebe gewichtsreduktionswillige Patienten mit wenig Übergewicht: Suchen Sie sich andere Wege, ihr Gewicht zu reduzieren!

Wir, die Diabetiker, brauchen diese Medikamente, um unseren Blutzuckerspiegel in Schach zu halten und über einen längeren Zeitraum nicht auf Insulin angewiesen zu sein! Uns drohen bei Entgleisung des Blutzuckerspiegels üble Begleit- und Folgeerkrankungen. Sicher, es gibt Alternativen zu den GLP-1-Rezeptoragonisten – aber diejenigen, die diese Medikamente nötig haben, sollten sie bekommen können und nicht auf Alternativmedikamente ausweichen müssen.

Welt-Diabetes-Tag – Tipps für einsame Diabetiker

Symbolbild: Auswahl an süßem Gebäck

Es ist so weit: Heute ist Welt-Diabetes-Tag. Ich habe Diabetes mellitus Typ 2 und bin ziemlich allein damit, insofern ist das eine gute Gelegenheit, ein paar Gedanken zum Thema niederzuschreiben.

Meine verstorbenen Verwandten hatten nicht viel zu vererben; Plattfüße, schlechte Zähne, krumme Wirbelsäule, Gicht, Diabetes. Nun, ich entstamme einer großzügigen Familie und habe in der Folge alles geerbt. Es gäbe theoretisch Schlimmeres, weniger gut Handhabbares. Heute reden wir mal über den Diabetes. Der ist einer meiner ältesten Bekannten, denn meine Großmutter mütterlicherseits hatte ihn. Zu meinen frühesten Erinnerungen gehört meine Oma, mit der ich abends vor dem Fernseher saß, während sie das Insulin in ihrem Spritzapparat (eine Art wiederverwendbarer Pen) aufzog und sich das Insulin in den Oberschenkel spritzte, der mit kleinen blauen Flecken vom Spritzen übersät war. Und ich weiß auch noch, wie sehr ich damals schon genau das nicht wollte.

Diabetes hatte lange Zeit den Ruf, nicht nur vermeidbar zu sein, sondern eine Erkrankung der Disziplinlosigkeit. In den Köpfen sehr vieler Menschen ist der Diabetiker jemand, der sich nicht beherrschen kann, der zu viel und falsch isst, der sozusagen selbst schuld ist. Wir Diabetiker brauchen grundsätzlich keine anderen Leute, um uns dahingehend Vorwürfe zu machen, das können wir problemlos selbst, denn Diabetiker haben ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko, an depressiven Störungen zu erkranken. Sind das nicht großartige Aussichten? Ja, fand ich auch.

Bei mir kam die Depression zuerst, das lag an sehr einschneidenden Ereignissen im Laufe meines Lebens. Der Diabetes kam dann so ungefähr 2015 dazu. Und, um ehrlich zu sein: Ich war beleidigt, sauer, traurig, hoffnungslos und sah mich mit blauen Flecken auf den Oberschenkeln vor dem Fernseher sitzen wie meine Oma. Ich bin heute noch nicht wirklich im Frieden mit dieser Stoffwechselerkrankung, aber die Selbstvorwürfe habe ich größtenteils überwunden.

Wenn ein Diabetes festgestellt wird, kommt hier in Deutschland eine Maschinerie in Gang: Die Krankenkasse macht Angebote, der behandelnde Arzt verordnet Medikamente, man bekommt Broschüren, ein Messgerät und Hilfen, um mit der Erkrankung umgehen zu lernen. Im Internet gibt es tonnenweise Information, es gibt Kochbücher, die zur Hälfte aus Information und zur anderen Hälfte aus Rezepten bestehen. Diabetes kommt um zu bleiben, der geht nicht weg. Mich hat das alles anfangs einigermaßen überwältigt, ich wusste gar nicht, worauf ich mich zuerst konzentrieren sollte.

Mein erster Rat an den geneigten Leser: Lassen Sie vorerst das Internet außen vor, vor allem wenn Sie mit dem Diabetes allein sind. Sicher, die Deutsche Diabetes Gesellschaft, die Deutsche Diabetes Hilfe, die Krankenkassen und auch das Bundesgesundheitsministerium bieten sehr gutes Informationsmaterial an, das macht am Anfang aber nur wuschig. Was für Sie jetzt, ganz am Anfang wichtig ist, ist ihr persönlicher Weg. Wenn Ihr Arzt oder Ihre Krankenkasse Ihnen eine Diabetikerschulung anbietet, dann nehmen Sie vorneweg erst einmal die in Anspruch.

Diabetikerschulungen haben mehrere Vorteile: Sie bekommen Information nicht nur darüber, was das jetzt eigentlich für eine Krankheit ist, die Sie da haben, sie lernen auch andere Leute kennen, die Diabetes haben und eventuell ähnlich enttäuscht von ihrem Körper sind wie Sie. Es ist einfach wichtig, mit einer chronischen Erkrankung nicht allein zu sein und sich bewußt zu machen, dass Sie an Ihrem Diabetes eben nicht selbst schuld sind. Zugegeben, ganz unvermeidlich war er nicht, aber gerade beim Typ 2 spielt das Erbe der Vorfahren doch eine signifikante Rolle.

Was dann als nächstes schwierig wird, vor allem für Singles, ist die Umstellung der Ernährung. Es gibt ein paar Tricks und Kniffe, die man relativ einfach in den Alltag einbauen kann und es gibt einiges, was gewöhungsbedürftig ist. Ich selbst habe insofern Glück, als ich Süßigkeiten nie wirklich gebraucht habe. Sicher, Weihnachten kommt auf uns zu und ich bin selbstverständlich ein großer Fan von Lebkuchen und Schokoladennikoläusen. Ostern ist auch ein kritischer Zeitpunkt, vor allem wegen der Eierlikör-Eier. Aber aufs Ganze gesehen komme ich ohne süßes Zeug aus, kann mittlerweile sogar meinen Kaffee ohne Zucker genießen, wenn ich genug Milch dazu bekommen kann und habe mir Zucker größtenteils abgewöhnt.

Es geht auch nicht darum, vollständig auf alles zu verzichten, was bisher das Leben kulinarisch lebenswert gemacht hat. Es geht um Reduktion und um Umstellung. Was mir die meisten Probleme gemacht hat, war die Umstellung auf Vollkornnudeln – da gab es zu Beginn meines Diabetes kaum preiswerte Produkte, die nicht nach einer Kombination aus Pappe und Schmirgelpapier schmeckten. Das hat sich inzwischen gottseidank geändert. Ansonsten war ich noch nie ein großer Fan von viel Fleisch, Wurst und Fett, insofern war das nicht wirklich problematisch. Mein Tipp an Sie: Wenn Sie einen Tiefkühlschrank haben, besorgen Sie Tiefkühlgemüse, von dem Sie wissen, dass Sie es mögen und horten Sie es, so dass Sie spontan kochen können.

Bücher, vor allem Kochbücher können helfen – müssen aber nicht. Ich rate zum Besuch der örtlichen Bibliothek, die üblicherweise einiges an Lektüre zum Thema vorrätig hat. Lesen Sie dort, bevor Sie sich zum Kauf entschließen. (Man kann das selbstverständlich auch in der Buchhandlung machen, aber nach einer Weile gucken die Leute dort etwas komisch, das kann zu unbeabsichtigten Spontankäufen führen, die Sie später bereuen.) Nutzen Sie gerade die Kochbücher vor allem dafür, die Ernährung während Ihres Arbeitstages diabetesgerecht zu gestalten. Wenn eine Kantine an Ihrem Arbeitsplatz vorhanden sein sollte, prüfen Sie diese auf Diabetikertauglichkeit (ich sage es Ihnen gleich: Sie werden enttäuscht sein). Wenn die Kantine untauglich ist, müssen Sie Ihr Mittagessen selbst mitbringen und bei der Zubereitung transportablen Essens sind so manche Kochbücher wirklich hilfreich.

Das, was am Schwierigsten zu bekommen ist, ist gleichzeitig das Wichtigste: Bewegung. Wenn Sie allein leben und den ganzen Tag arbeiten, kann es gut sein, dass Sie abends einfach keine Lust mehr haben, sich in Bewegung zu setzen. Das ist aber in der Tat der wichtigste Aspekt, wenn Sie Dominanz über den Diabetes erlangen möchten. Ich habe es mit einer Mitgliedschaft in einem Fitness-Studio versucht (völlig erfolglos), mit dem Erwerb eines handlichen, kleinen Steppers, mit dem ich vor dem Fernseher immer mal ein Weilchen üben kann (ich muss ihn demnächst wieder einmal entstauben), mit dem Plan, mindestens dreimal pro Woche einen etwa halbstündigen Spaziergang zu machen (mein innerer Schweinehund lacht diabolisch) – es ist nicht einfach. Setzen Sie sich erreichbare Ziele. Laufen Sie lieber zehn Minuten um dem Block als eine halbe Stunde durch den Wald, den Sie nur mit dem Bus erreichen können. Wichtig ist es zunächst, sich wieder an Bewegung zu gewöhnen, wenn Sie, wie ich, der Bewegung vollständig entwöhnt sind. Und tun Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen, zumindest halbwegs.

Wenn Sie mit Ihrem Diabetes und dann eventuell noch einer Depression allein sind, brauchen Sie Verbündete und Information. Es ist nicht wirklich einfach beides in der verläßlichen Variante zu finden, aber mit ein wenig Hartnäckigkeit finden Sie, was Sie brauchen. Haben Sie Geduld mit sich, machen Sie sich keine Vorwürfe, leben Sie nach vorn, lassen Sie sich die Laune nicht vermiesen von einer Erkrankung, die droht, Ihr Leben zu beherrschen. Und gönnen Sie sich hier und da etwas Gutes, das ist wichtiger als endlose Selbstdisziplin und hilft beim Durchhalten.

Ich verlinke Ihnen hier die Deutsche Diabetes-Gesellschaft – wenn Sie Neudiabetiker sind, warten Sie aber wirklich besser mit der Lektüre bis zum Beginn einer Diabetikerschulung, damit Sie Leute haben, mit denen Sie über das dort Gelesene sprechen können.

 

Psychosomatische Reha

Seit 2001 bin ich immer wieder mal in psychotherapeutischer Behandlung. Die Diagnose variiert von Burnout bis Depression in unterschiedlichen Schweregraden. Deswegen war ich 2011, 2017 und jetzt wieder im Juni/Juli in psychosomatischer Reha. Während dieser Aufenthalte habe ich einiges an Erfahrungen gesammelt und ich denke, die kann ich auch weitergeben für den Fall, dass einer meiner geneigten Leser auch einmal eine solche Maßnahme in Anspruch nehmen möchte und ein Erfahrungsbericht dabei hilfreich ist.

Der Antrag

Der Antrag ist eine Herausforderung in sich selbst; es gilt, einige Seiten auszufüllen und dort nicht nur den Namen und die Adresse anzugeben, sondern auch Informationen über private und berufliche Situation, Hintergrund der psychischen Erkrankung zu geben und nicht zuletzt auch über körperliche Erkrankungen zu informieren. Ich persönlich bin in vielerlei Hinsicht ein organisierter Mensch, aber bei diesen Anträgen bekomme ich auf der Stelle einen Anfall. Es gibt Hilfe, man muss nur wissen, wo. Online findet man unter den Schlagworten „Unterstützung bei Antrag auf psychosomatische Reha“ einiges an Quellen, sowohl in schriftlicher Form als auch tatsächlich Menschen, die dabei helfen können. Zu nennen sind hier VdK, die Rentenversicherung, die üblicherweise auch die Kosten trägt und die Hilfeangebote vor Ort, die man am Besten beim Psychtherapeuten, beim Psychiater oder bei der Stadt-/bzw. Gemeindeverwaltung erfragt. Auch die Krankenkassen können helfen oder zumindest Angebote für Hilfestellung nennen.

[Ergänzung] Nachdem Kommentare nicht nur (ja, noch nicht einmal vorwiegend) hier unter dem Beitrag kommen, habe ich noch etwas zu ergänzen, was auf anderem Wege kam. Es gibt auch die sozialpsychiatrischen Dienste, die üblicherweise dem Gesundheitsamt angegliedert sind. Dort gibt es ebenfalls Unterstützung, auch beim Ausfüllen der Anträge. Ich verlinke an dieser Stelle noch einen Artikel aus dem Psychiatrienetz, das für Menschen mit psychischen Problemen eine Fundgrube ist, die man sich merken sollte.

In Erlangen haben wir in der Kopfklinik eine wirklich gute Abteilung für Psychiatrie, die nicht nur stationäre und ambulante Versorgung, sondern auch Sozialberatung anbietet; das sind dann die Leute, die mich vor der Verzweiflung angesichts des Antragsformulars bewahrt haben.

Es empfiehlt sich, dem Antrag absolut alles, was man an Arztberichten und diagnostischer Dokumentation hat, beizulegen. Je mehr Information man bereitstellt, desto größer die Chance, dass der Antrag bewilligt wird. Mir wurde bei jedem Antrag, den ich gestellt habe, gesagt, dass ich damit rechnen müsse, dass der Antrag erst einmal abgelehnt würde – mir ist das bisher nicht passiert. Wenn es aber doch passiert, hat man immer die Möglichkeit des Widerspruchs. Gerade in diesen Fällen empfehle ich, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Menschen, die eine psychische Erkrankung haben, fällt das nicht unbedingt leicht. Tun Sie es trotzdem, denn einer der Vorteile daran, dass Sie inzwischen zu der Einsicht gelangt sind, dass Sie krank sind, ist, dass Ihnen sehr viel Unterstützung angeboten wird. Diese Unterstützung ist exklusiv für Menschen wie Sie. Nehmen Sie, was Sie bekommen können, Sie haben sich das „verdient“, indem Sie jahrelang die Zähne zusammengebissen und sich „am Riemen gerissen“ haben!

Sie haben die Möglichkeit, eine Wunschklinik anzugeben. Ich selbst habe dieses Mal zwei Kliniken angegeben, einerseits die CELENUS Klinik Carolabad in Chemnitz, andererseits die VAMED Rehaklinik Damp. Dahinter standen folgende Überlegungen:

Im Carolabad war ich 2011 schon einmal. Das ist eine sehr solide Klinik mit wirklich ausgezeichnetem Personal von den Renigungskräften übers Küchenpersonal bis hin zur Chefärztin. Die Klinik ist psychotherapeutisch sehr gut aufgestellt, es gibt ein umfangreiches therapeutisches Angebot und, was ich für besonders wichtig halte: Alles kann, nichts muss. Man kann wirklich auch einmal ablehnen, wenn einem etwas nicht liegt (aber begründen muss man es schon ;)).

Nach Damp wäre ich gern gefahren, weil die Klinik neben dem psychosomatischen Angebot noch eine orthopädische Abteilung hat, was vielleicht für meine Wirbelsäule gar nicht so schlecht gewesen wäre und weil ich einen störungsfreien Blick auf möglichst wenig zu sehen (im Sinne von Strand-Meer-nichts mehr) sehr zu schätzen gewußt hätte.

Hurra, die Reha ist genehmigt!

Wenn der Antrag bei der Rentenversicherung bearbeitet ist, bekommt man zunächst von dort einen A-4-Umschlag mit haufenweise Informationen und auch Antragsformularen per Post zugesandt. Da sind sie wieder, meine Freunde, die Anträge! Auch hier gilt: Wenn es schwierig ist, holen Sie sich Unterstützung!

Wenn Sie einen Arbeitsplatz haben und nicht krankgeschrieben sind, bekommen Sie für sechs Wochen Lohnfortzahlung, dann sind sie aus der großen Antragsnummer raus. Vergessen Sie nicht, Ihrem Arbeitgeber Bescheid zu sagen. Wenn Sie schon länger als sechs Wochen krank geschrieben sind, müssen Sie Übergangsgeld beantragen. Dazu gibt es (wen wunderts?) ein Formular, das mit der Genehmigung der Reha kommt. Das heißt, eigentlich sind es mehrere Formulare: Der eigentliche Antrag, ein Formular für die Krankenkasse und eins für den eventuell vorhandenen Arbeitgeber. Letztere verteilen Sie einfach an die entsprechenden Leute. Den Antrag auf Übergangsgeld habe ich meiner Krankenkasse in die Hand gedrückt, die ihn freundlicherweise mit dem Formular, das von dort ausgefüllt werden musste, an die Rentenversicherung weitergeleitet hat.

Einen Termin für die Reha haben Sie an diesem Punkt noch nicht. Den bekommen Sie, ebenfalls in einem A-4-Umschlag von der Klinik selbst, zusammen mit, Sie ahnen es vermutlich schon, einem ganzen Schwung Formularen zum Ausfüllen. Das ist verständlich, denn die Klinik will ja vor Ihrem Eintreffen planen, was sie mit Ihnen so anstellen könnte. Auch hier sollten Sie alles an Befunden beifügen, was Sie haben, denn die Rentenversicherung schickt das nicht an die Klinik weiter und die Ärzte dort brauchen Befunde, um Ihnen eine optimale Behandlung zuteil werden zu lassen und – dazu später Ausführlicheres – ein Gutachten zu formulieren. Lassen Sie sich von dem Wort nicht erschrecken, es ist alles maximal ein Viertel so wild wie es sich im Moment liest.

Füllen Sie diese Fragebögen sorgfältig aus; ich habe den Patientenfragebogen tatsächlich in ein Dokument in meiner Textverabeitung geschrieben, denn es gab zu wenig Platz für die Krankengeschichte (und so einiges andere an Antworten). Scheuen Sie sich nicht, ausführlich zu antworten, denn Stichworte helfen Ärzten und Therapeuten, die Sie nicht kennen, nur eingeschränkt weiter. Diese Formulare wirken sich also direkt auf die Qualität Ihrer Reha aus, insofern ist es sinnvoll, hier alles zu erzählen, was in Ihre Krankengeschichte gehört, auch und gerade die körperlichen Beschwerden, denn so eine psychosomatische Reha ist mit viel Bewegung verbunden!

Was ist eigentlich Psychosomatik?

Das ist, kurz gesagt, der Zusammenhang zwischen seelischem (von griechisch Psyche, Seele) und körperlichem (von griechisch Soma, Körper bzw. Leib) Krankheitsbild. Sie kennen vielleicht die Probleme, die einem Kopf- oder Bauchschmerzen machen, die Laus, die einem über die Leber gelaufen ist und dergleichen. Genau da sind wir im psychosomatischen Bereich. Der Körper reagiert auf seelischen Stress (was englisch ist und so viel wie Druck oder Anspannung bedeutet). Wichtig ist eigentlich nicht, wer zuerst da war – das psychische oder das körperliche Problem -, sondern wie diese Probleme zusammenhängen und -wirken und wie man der Lage Herr werden kann.

Die Medizin betrachtet inzwischen Körper und Seele als untrennbar miteinander verbundene Aspekte des Menschen, die nur aus methodischen Gründen oder zum besseren Verständnis unterschieden werden (Definition von Axel Schweickhardt, 2005). Am einfachsten lässt sich das Konzept für mich am Kampf-oder-Flucht-Prinzip erklären: Wir haben evolutionsgeschichtlich noch in unser Hirn programmiert, dass wir Situationen möglichst schnell einzuschätzen versuchen und dann die überlebenswichtige Entscheidung treffen, ob wir kämpfen oder weglaufen. Dazu schüttet unser Körper diverse Botenstoffe aus, die dafür sorgen, dass wir für beides bereit sind: Da werden Magen, Darm und Blase entleert und ein kräftiger Energieschub in Arme und Beine geschickt. Heutzutage ist überwiegend weder Davonlaufen noch körperlicher Kampf notwendig oder gar sozial akzeptiert. Und so bekommen wir Bauchschmerzen, uns wird übel, wir bekommen Krämpfe in Armen und Beinen, Herzklopfen, beißen die Zähne zusammen, was zu Kopfschmerzen führt und so weiter und so fort.

Einem so komplexen System wie dem menschlichen Hirn kann man das nicht wirklich abgewöhnen und manchmal ist diese Funktion ja auch ganz hilfreich. Wenn aber die Kampf/Flucht-Reaktion überhand nimmt und wir uns anschließend auch nicht mehr entspannen, kann das sehr ungute Folgen haben – und die drücken sich am Körper aus, obwohl von der Seele „verursacht“. Ich hoffe, das ist jetzt halbwegs klar – wenn Sie in eine gute Rehaklinik kommen, werden Sie sowieso einen entsprechenden Vortrag zu hören bekommen, der deutlich umfangreicher ist, als alles, was ich Ihnen hier so bieten kann; dazu müsste ich ein Buch schreiben und davon gibt es bereits genug.

Und psychosomatische Reha?

Die psychosomatische Rehabilitationsmaßnahme wird idealerweise auf Ihre körperlichen Erkrankungen, Ihre seelischen Probleme und auf den Zusammenhang eingehen. Das ist anstrengend, denn sehr viele Patienten mit Depressionen haben schon seit Jahren keinerlei Sport mehr getrieben. Zunächst wird man also tatsächlich darauf achten, Sie wieder in Bewegung zu bekommen. Das ist sehr sinnvoll, denn unser Gehirn braucht tatsächlich die körperliche Anstrengung, um ein paar chemische Vorgänge anzustoßen. Bereiten Sie sich also darauf vor, dass im Rahmen dieser Reha Körper und Seele gleichermaßen bearbeitet werden.

Die meisten Patienten, die so eine Reha mitmachen (mich eingeschlossen) sind am Anfang dieser Maßnahme also zunächst mal eines: Völlig fertig. Ich war in der ersten Woche hauptsächlich müde. Um während der Vorträge nicht einzuschlafen, habe ich mir dann einfach eine Flasche Wasser mitgenommen und immer zwischendurch einen Schluck getrunken. Das ist in zweierlei Hinsicht eine gute Idee: Einerseits bewegt man sich immer zwischendurch ein wenig, andererseits ist Wasser ein elektrischer Leiter, den das Gehirn in dieser Situation gut brauchen kann.

Was kann eine psychosomatische Reha leisten?

Erwarten Sie keine Wunder von einer Rehabilitationsmaßnahme. Es ist unmöglich in einem Zeitraum von drei bis sechs Wochen einen Patienten von Depressionen, körperlichen Gebrechen und dergleichen zu heilen. Was die Reha kann: Impulse geben. Sie werden im Rahmen der Reha verschiedene Methoden und Ansätze kennen lernen. Das geht von körperlichen Übungsprogrammen zur Verbesserung von Rückenproblemen und Verspannungen über psychotherapeutische Ansätze bis hin zur Sozialberatung.

Im Fall der Klinik Carolabad war das das Hausprogramm „Rückenfit“, zweimal wöchentlich Sport, zweimal wöchentlich Wassergymnastik, Entspannungsübungen wie Tai Chi, Yoga und Atementspannung, Krankengymnastik, Fango und Kopfschmerztherapie (Nackenmassage) und diverse Zusatzangebote außerhalb des Curriculums wie Faszientraining oder auch Streching für die körperliche Fitness. Beachten Sie bitte, dass die Menschen, die die Übungen vorturnen, Profis sind. Die machen das beruflich. Sie nicht. Das bedeutet, dass Ihre Nachempfindung der jeweiligen Übungen völlig anders, von Ihrem Standpunkt aus gesehen nachgerade lächerlich aussehen kann. Lassen Sie sich nicht davon entmutigen und machen Sie um Himmels willen nur das, was Sie können. Es hilft Ihnen nichts, wenn Sie eine Übung perfekt nachvollziehen, aber dann drei Tage vor Rückenschmerzen nicht laufen können! Achtzig Prozent reichen völlig, auch weniger. Machen Sie so weit, wie es Ihnen nicht weh tut. Das ist für Depressive sehr schwer zu schlucken, denn wir sind Perfektionisten und wir brauchen auch Lob. Es gibt nichts Großartigeres, als wenn der Sporttherapeut Ihnen sagt, wie toll Sie das machen und nichts Übleres, als wenn Sie dann beim nächsten Sport ausfallen, weil der Rücken (oder die Schultern oder die Knie etc.) einfach weh tut. Achten Sie darauf, das herauszupicken, was Sie zuhause weiter betreiben können.

Die psychotherapeutische Behandlung gliedert sich in wöchentliche Einzelgespräche mit Ihrem Bezugstherapeuten und Gruppenarbeit. Letztere kann nur einen Ansatz bieten, Ihnen helfen, Methoden zu finden, mit denen Sie nach der Rückkehr aus der Reha weitermachen können. Ob Sie nun in einer Angst-, Stress- oder Depressionsgruppe landen, neue Herangehensweisen lernen wie ACT, CBASP oder eine andere verhaltenstherapeutische Methode: Die Reha kann Ihnen nicht mehr zeigen als das Konzept. Die konsequente Anwendung muss in den Alltag überführt werden, dazu brauchen Sie Ihren Psychotherapeuten zuhause. Eine entsprechende Anbindung und eventuelle Nachsorge ist also unabdingbar. Dazu später mehr.

Sozialtherapeutisch gibt es vor allem Beratung; die Rentenversicherung eröffnet mit ihren Angeboten einige verschiedene Wege, auf denen Patienten zurück ins Arbeitsleben kommen können, ohne sich zu überfordern. Darüber sprechen Sie dann mit den Sozialtherapeuten. Mir wurde ein Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben empfohlen, denn in dem Beruf, den ich ausgeübt habe, bevor ich diesmal aufgrund meiner Erkrankung ausfiel, kann ich nicht mehr arbeiten. Insofern muss ich mir neue Wege suchen und dazu dienen die LTA. Träger dieser Leistungen ist in Ihrem Fall die Rentenversicherung. Abgesehen davon gibt es beispielsweise auch noch den Rehabilitationsberatungsdienst der Rentenversicherung, der Ihnen mit Informationen und dergleichen weiterhelfen kann.

Es gibt dann natürlich auch noch Menschen, die eine Reha in Anspruch nehmen, weil sie eine Rente beantragen möchten. Auch dazu gibt es bei den Sozialtherapeuten Beratung und Empfehlungen.

Gutachten

Es dürfte nicht überraschen, dass eine der Aufgaben der Rehabilitationsklinik darin besteht, ein Gutachten für die Rentenversicherung zu erstellen – letztlich trägt die ja auch die Kosten für die Maßnahme. Begutachtet wird sowohl die Arbeits- also auch die Leistungsfähigkeit – und das ist sozialrechtlich ein gewaltiger Unterschied. Sie können ohne weiteres arbeitsunfähig, aber leistungsfähig sein. In meinem Fall bin ich arbeitsunfähig, weil ich die berufliche Tätigkeit, die ich innehatte, bevor ich krank wurde, nicht mehr ausüben kann – sie hat mich nämlich krank gemacht. Leistungsfähig bin ich sehr wohl, denn ich kann auch noch ein paar andere spannende Sachen (beispielsweise längliche Artikel über die psychosomatische Reha schreiben), die ich beruflich nutzen kann. Und also wird in meinem Entlassungsbericht (also dem Gutachten) genau das stehen, zusammen mit Empfehlungen, wie die Rentenversicherung mich dabei unterstützen kann, meinen Lebensunterhalt mit meiner Hände Arbeit zu bestreiten.

Insgesamt ist das also nicht schlimm, trotzdem fürchten viele Patienten dieses Gutachten sehr. Sie besprechen am Ende der Reha mit den Ärzten und Therapeuten das, was letztlich in dem Gutachten steht. In diesen Abschlussgesprächen zeigen diese Menschen Ihnen auf, was sie empfehlen können und wo ihre Grenzen sind. Wichtig ist, dass Sie dem Team wirklich alles an Befunden zur Verfügung stellen, was Ihnen vorliegt, denn das Team in der Klinik bekommt von Ihnen in den wenigen Wochen der Reha nur einen Schnappschuss zu sehen. Wichtig ist auch, dass Sie ehrlich mit sich und Ihren Möglichkeiten umgehen, also weder übertreiben noch herunterspielen. Verschaffen Sie sich einen realistischen Blick auf sich selbst, auch dazu ist die Reha da.

Zu guter Letzt: Wo bleibt der Spaß?

Niemand ist eine Insel, schon gar nicht während einer psychosomatischen Reha. Sie werden sicher ein Einzelzimmer haben, so dass es einen Rückzugsort für Sie gibt, aber sie werden auch viel Kontakt zu ihren Mitpatienten haben. In der Umgebung solcher Kliniken gibt es normalerweise Freizeitangebote, Ausflugslokale, Parks, dergleichen und es gibt auch von den Kliniken organisierte Freizeitmöglichkeiten von freier Ergotherapie (basteln, malen, Körbe flechten, dergleichen) bis hin zu Ausflugsfahrten. Nach ein paar Tagen werden Sie schon den einen oder anderen Mitpatienten kennengelernt haben, mit dem Sie sich gut unterhalten können und das sind dann oft genug auch Ihre Begleiter durch die Freizeit in der Reha, mit denen Sie Spaziergänge unternehmen, zusammensitzen und erzählen, einen Spieleabend machen oder auch sportlicher Betätigung nachgehen. Die Wochenenden sind ja üblicherweise frei und man füllt sie gern mit Aktivitäten, die dem eigenen Interesse entgegenkommen. Und ja: Das macht Spaß. Ich erinnere mich beispielsweise sehr gern an den Abend, an dem wir im Rauchereck saßen und gesungen haben. Solche Abende gibt es öfter als man annehmen möchte.

Und nach der Reha?

Nach der Reha kommen Sie wieder nach Hause – und um zu vermeiden, dass Sie sofort wieder in den Alltagstrott verfallen, gibt es die Möglichkeit, eine psychosomatische Nachsorge in Anspruch zu nehmen. Die wird vom Betreuerteam verordnet, fragen Sie danach, wenn Sie es nicht angeboten bekommen. Es gibt einiges an Möglichkeiten, machen Sie sich also ruhig schon vor der Reha schlau, wie es danach weitergehen könnte. Sie sollten idealerweise auch einen Psychotherapeuten haben, mit dem Sie im Anschluß an die Reha das Gelernte einordnen und weiterbearbeiten können. Achten Sie also darauf, dass sie im Anschluß an die Reha nicht in der Luft hängen!

Fazit

Eine psychosomatische Reha kann sehr sinnvoll sein, wenn Sie sich gut informieren, gut vorbereiten und tatsächlich auch mitmachen. Sie kann Ihnen Anstöße geben für die weitere Therapie zuhause. Wunder kann sie nicht wirken und das sollten Sie auch nicht erwarten.