Diabetesmedikamente, Lieferengpässe und Off-Label-Verwendung

Ich habe Diabetes mellitus Typ 2. Früher nannte man das Altersdiabetes, heutzutage kommt diese Erkrankung immer häufiger auch bei jüngeren Menschen vor. Damit bin ich laut deutscher Diabetes-Gesellschaft eine von mehr als 8 Millionen Deutschen, die daran erkrankt sind. Üblicherweise ist die Ursache eine Kombination aus erblicher Veranlagung (an dieser Stelle danke ich meinen beiden Großmüttern, die mir dieses Erbe hinterlassen haben) und Unvernunft (ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, da bin ich schuldig in beiden Anklagepunkten).

In den entsprechenden Fachkreisen wird auch ein gewisser Zusammenhang zwischen Depression und Diabetes diskutiert; es ist wohl derzeit die Ansicht vorherrschend, dass der Diabetes die Depression nach sich zieht, weil ja doch einige Anpassung an Tagesablauf, Ernährungsgewohnheiten und alltägliche Verhaltensweisen notwendig sind. Es könnte durchaus auch umgekehrt sein – die Depression macht hungrig und lustlos, folglich isst man vieles, was man nicht essen sollte (und auch in Mengen die nicht förderlich sind) und bewegt sich nicht oder nur wenig – wenn dann die Veranlagung auch noch dabei ist, ist die Erkrankung nicht weit weg. Ich als Diabetiker hadere jedenfalls hier und da etwas mit meinem Schicksal, wenn ich Menschen sehe, die stark übergewichtig sind, ansonsten aber gesund und munter wie ein Fisch im Wasser.

Um den Diabetes zu behandeln gibt es Medikamente. Das erste Medikament, das zum Einsatz kommt, ist üblicherweise Metformin, das den Blutzuckerspiegel senkt; der Wirkmechanismus ist im Link beschrieben. Metformin ist dankenswerterweise ein Medikament, das schon sehr lange im Einsatz ist, von daher ist es preiswert, es gibt viele Generika und deshalb ist es eigentlich immer verfügbar.

Bei neueren Medikamenten sieht das anders aus. Die GLP-1-Rezeptoragonisten sind recht neu, ziemlich teuer und nicht nur zur Diabetesbehandlung ausgesprochen beliebt. Und genau das ist der Grund, aus dem ich mich heute hinsetze und diesen Artikel schreibe, denn mein Arzt hat mir bisher ein Medikament aus dieser Gruppe verschrieben, das den Wirkstoff Dulaglutid enthält.

Eine off-label-Verwendung, für die diese Medikamente oft verschrieben werden, ist die Gewichtsreduktion. Gerade in den USA ist für Menschen, die abnehmen möchten, das Medikament Ozempic (Wirkstoff: Semaglutid) der letzte Schrei. In Deutschland kann das für diese Indikation verschrieben werden, wenn der Patient das selbst bezahlt – und das geht schnell ins Geld, denn in der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten nicht und im März 2024 hat der gemeinsame Bundesausschuss den Verordnungsausschluss für Wegovy (Semaglutid) für die Gewichtsreduktion beschlossen. Meiner Ansicht nach ein richtiger Schritt, denn das Medikament ist derzeit praktisch nicht lieferbar.

Dulaglutid, das in dieselbe Kategorie fällt wie Semaglutid, ist schon seit Januar praktisch nicht mehr lieferbar, es gibt Wartelisten für Patienten, die das Medikament benötigen. Ich stand satte drei Monate auf der Warteliste, ohne dass ich das Medikament bekommen hätte. Deswegen hat mir mein Diabetologe nun Sitagliptin, das in Form von Tabletten kommt, verschrieben. Anderer Wirkstoff, andere Wirkweise, andere mögliche Nebenwirkungen, von denen ich hoffe, dass keine eintreten. Und das kann’s nun echt nicht sein, Freunde!

Die GLP-1-Rezeptoragonisten sind für Diabetiker wichtige, notwendige Medikamente; für stark übergewichtige Menschen, denen eine Diabeteserkrankung droht, verstehe ich die Verschreibung sicher auch. Aber wenn ich in der Apotheke stehe, meine Medikamente abhole und eine offensichtlich völlig normalgewichtige Dame mit ihrem Rezept für Ozempic hereingestürmt kommt und die letzte Packung abstaubt, die die Apotheke vorrätig hat, dann hört mein Verständnis wirklich auf. Für Leute, die ein paar Kilo abnehmen möchten, gibt es wirklich andere Möglichkeiten. Deshalb richte ich heute eine dringende Bitte an Ärzte und Patienten:

Bitte, liebe Ärzte, verordnen Sie diese Medikamentengruppe ausschließlich an die Leute, die diese Medikamente wirklich brauchen: Diabetiker und stark Übergewichtige!

Bitte, liebe gewichtsreduktionswillige Patienten mit wenig Übergewicht: Suchen Sie sich andere Wege, ihr Gewicht zu reduzieren!

Wir, die Diabetiker, brauchen diese Medikamente, um unseren Blutzuckerspiegel in Schach zu halten und über einen längeren Zeitraum nicht auf Insulin angewiesen zu sein! Uns drohen bei Entgleisung des Blutzuckerspiegels üble Begleit- und Folgeerkrankungen. Sicher, es gibt Alternativen zu den GLP-1-Rezeptoragonisten – aber diejenigen, die diese Medikamente nötig haben, sollten sie bekommen können und nicht auf Alternativmedikamente ausweichen müssen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert