Verleumdung, Prozess, Berufung, Vergleich

Ein Hammer, wie er von amerikanischen Richtern verwendet wird. Weil es schicker ist, vergoldet.

Hoffentlich ist das jetzt Depp gegen Heard zum Letzen. Aber ich fasse das noch einmal zusammen, einerseits um einige Gedanken, die mir am Rande gekommen sind zu ordnen, andererseits, weil ich weiß, was jetzt wieder kommt. Der Anlaß: Amber Heard und Johnny Depp haben einen Vergleich geschlossen. Was heißt das jetzt im Einzelnen?

Vom 11. April bis zum 1. Juni 2022 lief in Virginia der Verleumdungsprozess von Johnny Depp gegen seine Ex-Ehefrau Amber Heard. Sie hatte in der Washington Post, die in Virginia ihre Büros und ihre Webserver hat, eine Kolumne geschrieben, Johnny Depp war der Ansicht, dass diese Kolumne verleumderisch war. Im Einzelnen ging es um folgende Aussagen in dem Artikel:

Amber Heard: I spoke up against sexual violence – and faced our culture’s wrath. That has to change.
(Amber Heard: Ich habe mich gegen sexuelle Gewalt eingesetzt – und war mit dem Zorn unserer Kultur konfrontiert. Das muss sich ändern.)

Then two years ago, I became a public figure representing domestic abuse, and I felt the full force of our culture’s wrath for women who speak out.
(Dann vor zwei Jahren wurde ich eine Person der Öffentlichkeit, die häusliche Gewalt repräsentierte und bekam die volle Macht des Zorns unserer Kultur gegenüber Frauen, die sich äußern zu spüren.)

I had the rare vantage point of seeing, in real time, how institutions protect men accused of abuse.
(Ich hatte den seltenen Blickwinkel in Echtzeit sehen zu können, wie Institutionen Männer schützen, die des Mißbrauchs beschuldigt werden.)

Amber Heard ist – zumindest in den USA – durchaus für ihren Einsatz gegen Gewalt gegenüber Frauen bekannt. Insofern wird der unbedarfte Leser sich bei diesen Aussagen wenig denken. Es ist aber deutlich komplizierter.

Die Klage wirft Amber Heard vor, mit den oben zitierten Aussagen, Johnny Depp verleumdet zu haben. In den Vereinigten Staaten ist so eine Verleumdungsklage gegen eine Person des öffentlichen Interesses mit einer etwas höheren Hürde versehen als eine Klage, die Herr Schmidt gegen Herrn Müller führt. Die Klagepartei muss nachweisen, dass die beklagte Partei mindestens ignoriert hat, dass die von ihr getätigte Aussage unwahr ist. Das nennt sich dann „actual malice“, hat aber tatsächlich mit Boshaftigkeit wenig zu tun, leichtfertige Missachtung der Wahrheit (reckless disregard) oder simples nachweisliches Lügen ist damit gemeint.

Das könnte man jetzt relativ schnell abfrühstücken, wenn da nicht zunächst nachgewiesen werden müsste, wer denn in dieser Ehe gewalttätig war. Dazu gab es haufenweise Zeugen, teils ging es doch etwas bizarr im Gerichtssaal zu. Die Aufzeichnung des gesamten Prozesses kann auf YouTube auf diversen Kanälen mit und ohne Kommentar bestaunt werden.

Amber Heard argumentierte, dass sie ja Johnny Depp gar nicht gemeint habe. Es habe sich um allgemeine Gedanken zum Thema gehandelt. Dagegen steht ihre eigene Aussage während des Prozesses im Rahmen ihrer Gegenklage (ja, darauf gehe ich dann auch noch ein, bitte warten!):

I know how many people will come out and say whatever for him. That’s his power. That’s why I wrote this op-ed. I was speaking to that phenomenon. How many people will come out in support of him and will fall to his power. He is a very powerful man […]

(Ich weiß, wie viele Leute auftauchen und was auch immer für ihn sagen. Das ist seine Macht. Deswegen habe ich diese Kolumne geschrieben. Ich habe über dieses Phänomen gesprochen. Wie viele Leute auftauchen, um ihn zu unterstützen und seiner Macht verfallen. Er ist ein sehr mächtiger Mann […])
Siehe: YouTube, Law&Crime Network, „Camille Vasquez Cross-Examines Amber Heard in Her Rebuttal Case“

Das könnte man theoretisch als eine Art betrachten, einen speziellen Fall zu verallgemeinern. Andererseits war dieses Statement kurz vor Ende des Kreuzverhörs nicht wirklich notwendig und im Zusammenhang mit dem gesamten Kreuzverhör wird es doch einigermaßen kritisch.

Sie hat diesen Prozess mit fliegenden Fahnen verloren. Die Jury hat Johnny Depp in allen Punkten recht gegeben und ihm zehn Millionen US$ Schadenersatz und dann noch einmal fünf Millionen an Strafzahlung zugesprochen (letzere wurden dann gedeckelt auf 350.000 US$, weil das Recht in Virginia das so vorsieht).

Die Gegenklage von Amber Heard gegen Johnny Depp bestand in drei Äußerungen seines Anwalts Adam Waldman, die der im Rahmen des Verleumdungsprozesses gegen die Boulevardzeitschrift „Sun“ und den Verleger News Group Newspapers Ltd. in Großbritannien getätigt  hatte. Ich gehe hier nicht im Einzelnen auf die Äußerungen von Adam Waldman ein; Amber Heard wurden zwei Millionen US$ Schadenersatz zugesprochen, weil Waldman gesagt hatte, sie und ihre Freunde hätten in einem Fall die Polizei an der Nase herumgeführt (das ist jetzt etwas frei formuliert, aber insgesamt war das der Inhalt; das kann man nachlesen bzw. auf YouTube ansehen).

Das ist dann mal so kurz und knapp das, worum es ging. Amber Heard hat gegen dieses Urteil Berufung eingelegt, kurz darauf Johnny Depp gegen das seine auch.

Es wurden Anträge geschrieben und Antworten auf die Anträge, es gab „amicus briefs“ von feministischen Organisationen, die das Urteil gegen Amber Heard nicht hinnehmen wollten, weil sie der Ansicht waren, dass das Frauen, die Gewalt erfahren haben, davon abhalten könnte, dies anzuzeigen. Seit dem 1. Juni wird fleißig beantragt und im Internet natürlich ebenso fleißig diskutiert. Alle waren der Ansicht, dass das Berufungsgericht sich frühestens im ersten Quartal 2023 mit der Sache befassen würde und jetzt das: Ein Vergleich. Das fühlt sich für alle, die diesen Prozess verfolgt haben, jetzt an wie ein in voller Fahrt gebremster ICE.

Die interessierte Frage ist: Warum? Warum jetzt? Und warum diese Konditionen? Da befinden wir uns im Spekulationsraum. Möglicherweise hat Amber Heards Versicherung die Notbremse gezogen (sie hat zwei, die eine klagt gegen die andere, die andere gegen Amber Heard, denn niemand möchte die Prozesskosten tragen). Das klingt wahrscheinlich, denn die Prozesskosten waren mit Sicherheit astronomisch und den Dokumenten zufolge, die die Versicherungen bezüglich ihrer Klagen eingereicht haben, gab es da wohl auch einiges, was nicht ganz vertragskonform war. Vielleicht hat sie auch einfach keinen Nerv mehr oder es wird ihr eventuell einfach zu gefährlich. Man weiß es nicht.

Johnny Depp hat von vornherein gesagt, dass es ihm nicht ums Geld ginge, sondern um seinen Ruf. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er irgendein Interesse daran haben sollte, Amber Heards Leben vollständig zu zerstören. Insofern kann ich mir seine Gründe für den Vergleich gut vorstellen.

Aber man merke auf: Dieser Vergleich bezieht sich nicht auf das Ergebnis des Prozesses! Nach wie vor steht Folgendes: Amber Heard wurde der Verleumdung für schuldig befunden, die Jury hat es aufgrund der Beweislage als erwiesen angesehen, dass ihre Anschuldigungen gegen Johnny Depp nicht der Wahrheit entsprechen. Auf der anderen Seite bleibt stehen, dass Johnny Depp weiter für die in der Presse veröffentlichten Äußerungen seines Anwalts verantwortlich ist.

Das Statement, das Amber Heard zu diesem Vergleich veröffentlicht hat, kann man kritisch sehen; ich persönlich finde, dass es zeigt, dass sie nichts aus diesem Prozess gelernt hat, aber das bin ich, andere Leute mögen das anders sehen.

Weswegen ich das hier noch einmal aufschreibe? Ganz einfach: Ich habe diese Angelegenheit recht lange verfolgt, weil ich irgendwann man darüber gestolpert bin (YouTube, halt) und dann angefangen habe, nach Informationen zu suchen, die die Schilderungen von Amber Heard bestätigen (ich habe keine gefunden, aber das nur am Rande). So habe ich ein ganz gutes Gefühl dafür bekommen, was die Boulevardpresse (und die Boulevardsendungen) daraus machen werden. Und da hätte ich einfach ganz gerne etwas, was ich in Kommentaren oder auf Twitter verlinken kann.

Ich hoffe, dass dieser Text informativ ist und tatsächlich hilft, das eine oder andere Gerücht zu widerlegen. Vielleicht schreibe ich auch noch ein bisschen was zu den Nebenpfaden dieser sehr langen Geschichte auf. Wir werden sehen.

The Futility of an Open Letter and the Quest for Social Media Justice

Social Media Logos

Again. I didn’t want to write about this blasted case any more. But I have issues, especially in the PR and media department. So, let’s get into that.

We are talking about Experts Support Amber Heard, an open letter signed by a whole lot of organizations that support women who suffer violence in their intimate relationships and even more „experts“ on the topic from the fields of law, psycology, personal experience, even finance. They mix up two aspects: Ms Heard’s personal experience, being a person of a certain amount of fame, with comments in social media on her allegations and her behaviour before, during and after trial on one hand. On the other, with the ability of all women to report intimate partner and sexual violence without having to fear harassment and intimidation. And believe me when I say that these are two completely different issues.

Follow the link, read the letter – in my opinion it is short, but revealing. There are plenty of people who got into the contents of this letter, so I won’t touch that in length. There is nothing new to talk about anyway, just what has been repeated over and over ever since Ms Heard’s statements in her op-ed went to trial: Ms Heard was harrassed by cohorts of Johnny Depp’s fans, there was „disinformation, misogyny, biphobia and a monetized social media environment where a woman’s allegations of domestic violence and sexual assault were mocked for entertainment.“ So much on this.

What I find astonishing – and really troublesome – is the mixing of general observations (women should be able to report violent behaviour of their spouses against themselves without fearing being threatend or mocked) with specifics of a libel lawsuit (a jury found that Amber Heard – not every women reporting the above mentioned – lied about what she implicated in her op-ed). No one in their right mind will contest the general statement. A lot of people will contest the statement about the specific outcome of the specific lawsuit. We know that, we went over that more than once.

So, what interest should these organizations have to just hammer on exactly this case? Why on earth should they stubbornly make Amber Heard out as a victim of a shameful injustice, not only in the famous court of public opinion, but also in reference to the outcome of the trial? What is the benefit, especially for organizations claiming they help women in the dire situation of breaking free from an abusive, violent intimate relationship? Well, that is a public relations topic that is not that easy to digest, I’m afraid.

Most of those organizations are bankrolled by donations (and perhaps by government funds dedicated to NGOs in that field). They have a vital interest in justifying their work – and, make no mistake, I think this work is more than necessary, because women in these situations often need support, they need people that believe them unconditionally and don’t brush their allegations aside. Amber Heard, through this op-ed was made out as a figurehead for women fighting for their right to speak up; she cooperated with the ACLU to pen this op-ed, so that she could become the organization’s spokesperson on the topic. For the ACLU, it was vital that she was a victim that heroically spoke up and went through the repercussions that came along with that. This is at the root of this letter and this is why Amber Heard must remain a victim, unfairly tried, unfairly judged by jury, court and social media.

For a certain kind of organization, women who suffer domestic violence and/or sexual assault need to be kept in fear, have to feel unsafe and must not trust the legal system so that the cause can be taken further. But if organizations need to keep the status quo to justify their existence and secure their finances, what good are they for those who they intend to help? That sounds harsh. And, honestly, I don’t think that things are that black and white. There may be fear of losing credibility if they admit that they just were led up the garden path. That is a problem our society has in general: mistakes. If you watched that trial – and it was broadcast in its entirety over the internet, with and without comments – and came out on the other end without at least strongly doubting Ms Heard’s allegations, I really doubt that you paid attention. It was bad, not for women who report domestic violence, but for  organizations that support them and these organisations‘ credibility, because they supported a person that is so obviously lying.

The best course of action would be to say „sorry, we believed the wrong person“. To just admit fallability and admit that there are, indeed, women who lie for their own gain and fame. To reassure that that does not affect the credibility of victims in general or women especially. That this was a special case. But no. All those warriors for the female cause are incapable of doing that (and, in doing so, they are stubbornly adopting a behaviour attributed mainly to men). That is not feminsm, ladies. That is just downright dumb, I am so sorry to say.

We all know that there are men who deliberately destroy the women they claim to love. The fact that there are quite a lot of them is well documented. We all know that the most dangerous time in the life of a woman is when she decides to leave the man she is living with in a toxic relationship. We know that women are demeaned, beaten, raped and murdered in intimate relationships with men and we know about the danger the children are in if their parents‘ relationship takes a violent turn. All of this is a fact, we can read about this daily. Murder of women by their male partners has become such a common event that there is a name for that: Femicide. I think we need to keep that in mind to understand the state of mind of the representatives of organizations dedicated to the protection of women from their violent male partners when I talk about an equally egregious type of human being: Women who use these facts for their own gain.

Not every woman who claims she is being abused by her male partner is what she appears to be. And it seems as if it is not too uncommon that women who have to lose a lot (material goods, their children, social status, for example) resort to lies and accusations to get out of the separation or divorce from their male partners with what they think they are entitled to and would not get in another way.

There are even women who are violent themselves, treating their male partners in demeaning and violent ways. We all know the jokes about men who after a boys‘ night out are recieved by their wives or girlfriends with a frying pan or a rolling pin in their hands, ready to beat the crap out of the guy and the jokes about men being henpecked and afraid of their wives. Fact is: Those men exist as much as the abused and mistreated women exist. They usually do not come forward, because while battered and mistreated women can count on compassion and commiseration, men see themselves being exposed to mockery and derision – at least in their minds.

Greg Ellis, an English actor underwent quite an ordeal and put his experiences into a book, ‚The Respondent‘. And that brings us to a systematic approach mostly women take to get rid of their male partners: Destroying their reputation and their ability to work and thus earn a living.

Toxic relationships usually start out quite romantically, we should not forget that. They are either based on real romantic feelings or on a certain pretension by one or both partners in order to get something out of the relationship other than romance. That might be prestige, perhaps security, support, access to professional or personal opportunities one would otherwise not have – that kind of thing. If both partners know about that and consent to it, that might work. If not, there might come a day when disappointment and frustration come around. Perhaps, one partner would have the power of getting the other a job opportunity but does not help. Or one partner regards the other as their property which leads to attempts to gain a freedom the ‚owner‘ would not allow, such as meeting with friends, going out, talking to people of the ‚weaker‘ partner’s choice. Whatever that may be, and whatever the reason of disequilibrium of power in a relationship is, the ’stronger‘ partner will try to maintain their ‚power‘ over the other, the ‚weaker‘ partner will try to make things work until they cannot and do not want to do that anymore. In a whole lot of cases, that ‚weaker‘ partner is the woman, the ’stronger‘ is the man. But there are dynamics when this is not the case.

The resort to violence is not a privilege of men, nor is psycological abuse. Women, for usually being physically weaker than men, tend to resort to a certain kind of psychological warfare, demeaning their partners. They accuse their partners of not providing for the partnership or familiy in a sufficient way, of not helping, of being unfaithful, of not being able to be unfaithful for a lack of attractiveness, they demean achievements and exaggerate failures, that kind of thing. There are examples galore, in fiction as well as in actual cases. But women do not restrain themselves to that, there are those who resort to violence.

There is even an instruction manual to ‚Destroy A Man Now‘, that is mentioned in Greg Ellis‘ book. DAMN, a method to get back at the man. It talks about the use of allegations, media and authorities to ruin a man’s reputation and thus his life. Basically it goes like this: First, you allege inacceptable behaviour, then you get the media to report that and once the reporting gains traction, you accuse authorities of not doing enough to remedy the situation. The book can be obtained online, go and google it, I will not promote it here.

Going back to Amber Heard, I am afraid that she followed the instructions almost to the letter. I have been following the case ever since there was a short mention of Johnny Depp being accused of mistreating his wife on German TV – that must have been some time by the end of 2019 or early 2020. I just went and googled and found people who got themselves not only the reports out of the yellow press but also the court documents and the audio files. I read, I listened and I paid attention to the contextualization by lawyers. And I honestly searched for sources supporting Ms Heard’s claims with facts. For example, when you have two black eyes and a broken nose, there must be a medical record. And the day after someone broke your nose and hit you on both eyes so that you have two black eyes, there is swelling in your face. There is no way of cooling these injuries in a way that they won’t show under the heat of spotlights in a TV studio. None at all. So, there would have needed to be a medical record buried somewhere in the court documents, it had to be mentioned – it wasn’t. That was the starting point of my personal disbelief. I simply was unable to dig up hard proof of physical violence. The psychological abuse was mainly debunked by the audio files, so in the end, I was empty-handed on my quest for evidence in favour of Ms Heard. So, I just followed the case to see what developments there might be, what facts might come to light. And I’m sad to say, there were none.

That makes Amber Heard someone who did damage to women and, insofar the authors of that open letter are right, the verdict of this trial, damaging to women. But it is not because no one believed Amber Heard. It is because Amber Heard displayed how a woman is capable of destroying a man’s life with lies. How she used the media to do her bidding. How media use the words ‚alleged‘ and ‚allegation‘ to serve a very juicy story that people will eat up and respond emotionally to – so that ad sales keep the dollars rolling in. This is a very unhealty symbiosis between accuser and media and, in my opinion, media should really review their role in occurrences like this, asking themselves if it is really necessary to blurt each and every unfounded allegation into the world instead of doing their due diligence in research. But that is a side topic that needs to be discussed further in the future.

The emotional response of users on both sides was to be expected and it is part of the methodical package. We can see that not only in the case of a favourite celebrity being accused or accusing of horrendous deeds, but also in political discussions. Look at what lead to the events on January 6, 2021, look at the ‚discussions‘ around the midterm elections in the USA. Look at BREXIT. Look at everything COVID. Look at the energy crisis we are in the middle of at the moment. Good news is no news and mere facts are boring. So, add a bit of spice and let the mob loose. I would like to appeal to everybody reading this rather long text to keep control of their emotions and check facts. You need at least three sources, and you should get them from as broad a spectrum as possible. The louder the headline, the less trustworthy the source. Be careful, do not let media use you. Think critically. Please!

What I have to add, just to make that crystal clear, is the fact that the mocking and demeaning of Amber Heard might be deserved, but I find it disgusting nonetheless. There is a difference between commenting on legal proceedings and personal attacks. I can understand that it is difficult to stay with the matter when talking about this trial instead of giving in to emotion and going against the person. The blatant lying is infuriating, yes. But going against the person instead of going with the facts, giving in to the heat of the emotion instead of staying with the cool argument will put you in a position where you are simply wrong, even if you are right. So don’t do that, please.

So, to the organizations who support women: Do keep up the good and valuable work. But look at what you do and if you choose someone to speak for you, a bit of scrutiny can’t do harm. And if you are mistaken, just say sorry, admit your mistake and go on. Don’t go on just because you fear for your credibility when you are simply off the mark. Please.

To those who support people on social media: Please keep your eye on the matter, not the person. You don’t even know Amber Heard, you have no idea who she really is. What she is not: A replacement target for people you have a problem with, a punching bag for you to hit when you haven’t got one at hand, a joke for you to laugh about. I personally think that she has more problems than those that might be solved legally and I urge you to give her the space to find her balance.

In the end, we are talking about people, real living, breathing people. We might regard some as nicer and others as simply unbearable. But we should stay civilized, especially because everything you write into this internet will stay here forever.

On YouTube, I found a contribution to the broader scope of the issue of social media outrage that forms the basis to fan behaviour like the one we could observe in this case: „Cancelling“: A Culture of Retribution. I recommend watching it, especially if you seem to get caught up in a fight that is not yours.

Misogyny, Harassment and the Internet

Faust, die durch eine Glasscheibe schlägt

If you are reading this, I assume you participate in social media – otherwise, there are rarely people who stumble upon my blog. I don’t resent that, as there are readers here and there and in rare cases, a discussion comes up. Anyhow, as I caught a cold, I had the oportunity of watching Richard Hoeg’s Hang-outs & Headlines on YouTube today and I have a bit of time on my hands to write down what I think. My opinion, so to speak. Subject of today’s edition was a Washington Post article titled YouTube remains rife with misogyny and harassment, creators say.

So, here we go again, on the never stopping merry-go-round that is behavioural criticism on the internet. The article in question refers only to YouTube, but, honestly, it is the same just everywhere. When I joined the exclusive circle of what today is called content creators, there was no such thing as social media in the way we know it today. Back then, we had nothing, least of all bandwith. But we had newsgroups on the Usenet and, later on, forums and message boards. Text only, low bandwith, no memes – spaces where you had to put your thoughts in actual words and you needed to explain yourself. There was a guideline as to how to behave, so that discussions could be had within reasonable boundaries: The Netiquette.

Discussions were direct, matter-of-factly, sometimes heated, and there were the occasions when users crossed lines they better wouldn’t. And even then, without those beautiful technologies we have today, there was harassment, there was anger, there were threats, there was doxxing. It was a little more difficult to do, but if you knew how, there was not that much of a problem. So, what’s the huge difference between then and today?

1. Who threw the first toy?

There are those occasions when you look at your news stream (be it Twitter, facebook, YouTube, whatever) and you feel as if you were at a playground with four year olds who are throwing sand toys at each other. Yes, there were occasions on the Usenet when you could feel that, too – but those were far rarer. Perhaps, because it was less people and far more focused on topics. When people started to clown about or got off topic, their messages were just pushed into another group, along with a followup link.

Today, before getting into factual discussions, we need to discuss how to discuss – and the loudest user(s) get to make the rules, in general. Not those with the facts, no. Those who can make the most noise. And it is them who define which behaviour is named how, thus not only ruling over the discussion, but also how the content is to be understood – and judged. Someone says ‚I like bacon‘ and when the time and place is right, a mob of users will attack the disgusting animal abuser. That person, in return will opine on people’s comments in – ahem – quite a harsh way and within under a minute you can watch the sandbox wars unfold in all their glory. Darth Bacon and Princess Sunflower will fight until there are no winners.

This is, of course, completely inane, but, alas, I know no one (not even myself!) who is immune to pitching in. It’s a free world allowing free speech, isn’t it? No one said that this speech needs to be sensible. And, if we’re honest, it is not about bacon or tofu. It’s about unloading, even dumping the day’s stress. Boss was mean? Well, Princess Sunflower is a very good avatar, may she sit at home and cry her eyes out! And that’s the problem: In this case, she is an avatar, nothing else. That leads us to things that have existed from the beginning of time up until today, because we are humans and humans are not at all perfect.

2. Misogyny

So let’s talk about how those sandbox wars are fought. How do you get to rule over a discussion? Well, the first step is to shape facts to your needs. The Merriam-Webster dictionary defines misogyny as hatred of, aversion to, or prejudice against women. Nota bene: women, plural. So, if you want to own a discussion where a woman (singular) is affected, you just define your needed term anew, even if this is linguistically just wrong.

Here’s what I’m talking about:

The sentence ‚Elena Example is dumb.‘ is unflattering, but not at all misogynistic. If you say ‚Elena Example is a woman, that’s why she is dumb.‘, it is definitely misogynistic. The trick to be the ruler of the discussion is to expand the meaning of the latter to the meaning of the former. This can be done with each and every buzzword that is currently in use (e. g. sexism, racism). As soon as you have established your definition of those words, you can accuse anyone of anything and, as a consequence, make social media providers change their regulations according to your needs. Quite neat, huh?

3. Harassment

Harassment is a different and far more difficult matter as it has so many facets. Let me just say this: If you call somebody out for lies they tell and you do so repeatedly, it can feel to them like harassment, but it needn’t be that. If you go after people with lies you tell about them and you do so continually, it is harassment and might even be punishable by law (at least in Germany, but I don’t think that it is very different elsewhere). As a matter of fact, this is a very common method of people too dumb to make a point (mostly because of not having one) to shut others up. Doesn’t work, but is widely used, unfortunately.

4. News

Now, here is a sensitive topic. Let’s start with commercial outlets, the so-called mainstream media. Once upon a time, when I was young, a newspaper (as well as a radio or TV programme) was there to report news and sold advertisements to support this goal. In the meantime, the market changed a lot. Not only are there more newspapers etc., but we have the internet. To maintain the earnings from advertising, you need to be faster than all the others; an internet platform will earn next to nothing from the news themselves (in form of subscriptions), so you need to be aggressive about advertising. That’s where the much critizised clickbait comes from. In a nutshell: today, the sale of advertisements is supported by news. That has quite some effect on the quality of the news we are presented with, especially in the entertainment sector.

It is of absolutely no interest if a bit of news is true, half true or just a rumour that later turns out to have no truth to it at all – if it is there and it is in the slightest way justifiable to put it out there, it will be put out there. The more scandalous, the better. The more lurid, the more valuable. That is where the money lies. Celebrities are the ones who suffer the most from this behaviour. Be it a youthful prince in a scandalous situation, be it a movie star accusing her boyfriend of violence against her. Drunk driving, consuming drugs, partying too hard, kissing someone other than the spouse, being naked on a private beach while on holiday, no matter what, it is news, especially if there are photos. Careful, accurate reporting is not at all a thing. There is no time nor money for investigation. And this is the gateway for ‚journalists‘ who want to shape the world to their ideas of right or wrong. This kind of journalist need not investigate; they regard their view as the gold standard and they use publications – and reputable ones – for their own ends. And they are not alone; there is always a political agenda behind that: being socially influencial, having the upper hand in social discourses.

For content creators who do that on their own dime and in their spare time, the rules are different. They do not depend that much upon the sales of advertisements. Sure, they, too, need money to keep the channel (blog, account) going. There are some who live off their content, of course. But they are not under that much strain, so they say what they want to say how they want to say it; there’s no need to be fast. They can take their time to get information. And they can afford to choose their topic and stay on it. Compared to journalists with deadlines and assignments, this is a very luxurious position. I don’t say that their content is more accurate – but often it is. I don’t say that they are right – but they can voice their opinion and leave it to the consumer to fill the gaps with further information. All in all, they need not do the following (although some surely do):

5. Divide and Conquer

To be of relevance, you need the above mentioned upper hand. You could, of course, investigate and report facts. But that doesn’t stir emotions. Reporting without emotions feels cold. That won’t earn rapport from users and this is what you need. So, what do you do? You divide people in groups. Pro-this, against-that. The more controversial, the better. That way, a lot of people will not only read your articles, listen to your podcasts, watch your videos, no, they will comment and they will do that very emotionally. The best thing that can happen are threats, having people going after each other. You get loads of page impressions and even more comments – which sell, you guessed it, advertisements. Win-win. Except for society. We lose our ability of compassion and of tolerance. Everyone is a possible enemy and what was an emotional outlet on a bad day suddenly becomes an all-consuming war, where we fight for our lives, perhaps our livelihood.

I can’t see how laws and regulations will do anything to contain this kind of behaviour. They never have, not even for the pub talk before the internet. What we need is to learn how to cool down, to refrain from reacting to provocations. Be levelheaded. That’s not easy and it doesn’t work every time. We are humans, not saints. But before you let other people manage and use your emotions, try and take a step back. If someone calls you transphobic, look at what they refer to. Think about how important it is to correct the wrong statement of another person. Is your reputation really at stake? Are you letting a complete stranger hurt your feelings? If so, why? Try and separate other people’s problems from yours. You’ll see that most problems are not even yours. Most aggressions are not even really directed at you. Keep talking to people who know how to behave. Accept other people’s opinions, even if you do not agree. Agree to disagree. And don’t let others drive you into radical behaviour that at the end of the day robs you of your social abilities like friendliness, understanding and compassion.

As always: These are my views. It is not a report of facts, but of what I see unfold in those parts of the internet I spend my time in.

Marital Wars and Legal Battles

You guessed it: this is yet again about the Johnny Depp vs. Amber Heard trial. Whenever I get some distance from the topic, something comes along that makes me think. In this case, it was German TV. Before a very brief report, the presenter said something along the lines of this marital war (the literal translation of the German term is „war of roses“, which I personally find too poetic aside from the fact that the term means something completely different in English) being harmful to the protagonists and it being so unnecessary for them to wash their dirty laundry in public.

Now, is it really unnecessary? I honestly doubt that and that’s because of the damage that has been done already. What is true is that you have two people who had a highly volatile relationship. What is true is that there is one person who values privacy very much and another one who needs public attention, recognition – love; who also needs the constant attention and presence of the other partner in this relationship. What is true is that these concepts do not go well with each other and that they inevitably will blow up a relationship.

Now, there are tons of reasons why this kind of blowup will happen, in fact as many as there are people who have this problem. Johnny Depp and Amber Heard are famous, that is why we see so much of their drama – but this is a drama that happens all the time, every day, and sometimes even worse. But because of the fame, there is an interest in their drama especially. Famous people are the princesses and princes of our time, and when there is no real prince or princess available, a movie star will do just fine. It soothes the soul of the masses to see that even when people have fame, all the money in the world and beautiful homes, fate can strike them down just like everybody else. That is the stuff that sells gossip rags, celebritiy magazines, TV shows and their websites. In a nutshell: This is what sells better than sex. People are predators when it comes to the calamity of others. It makes them feel better.

Am I feeding on that, too, by writing my thoughts down? Am I part of that despicable crowd when I watch as much of the trial as I can (and it is a lot, thanks to the time difference between the east coast of the United States and Germany)? Am I a predator because of my interest in the legal proceedings that are so very different from ours? I don’t know. Maybe. I hope not.

What really gets to me is the legal side of coming to terms with a very public emotional turmoil and that is where we are back with our German TV presenter: Is it necessary to dry out your dirty laundry that publicly? Taking into account the infamous court of public opinion, the fear of movie companies such as Warner Brothers and Disney of said court, I think that it has come to the point where it is necessary. With what is being reported, for example by 60 Minutes Australia (Stevie J. Raw made a review of that), it is important that both sides are listened to, as much as it might bother the respective other side. This trial seems to be the only possibility of getting that out to the public that is otherwise informed by so-called magazines who already have taken the side that promises the bigger advertising revenue. I sound bitter and maybe I am as bitter as disillusioned, I know. Please bear in mind that this is my opinion, nothing else.

So, yes, it is necessary from my point of view, and I want to be informed in entirety rather than having to believe one thing or another. And then there is this other aspect:

Our society is in a state of flux. Many of our beliefs, our social foundations are being questioned. There have been a variety of movements over the years helping women who are in a relationship with a violent man who is beating and berating them. We have reconsidered our perception of violence, as we now know that words can do as much damage (if not more, occasionally) as blows. The bruises to the soul heal far slowlier than those to the body. We know that. And we made the mistake of accusing men and men only. Our whole social perception is biased in the sense that women are good, gentle, physically weak human beings who would not be capable of violence in any way. That is the fairytale we all have been told from childhood on. In fairytales, you do have evil women – but those are witches. That’s not a real woman. Is it?

So, the concept that men can fall victim to the same violence, can be hurt, bruised, beaten, berated – exposed to violent behaviour of a woman is socially not accepted. You can see that clearly when you read through the articles on the marriage of Amber Heard and Johnny Depp, especially in the times when the story came out. Of course everybody believed the very beautiful woman. Of course this was a bombshell story! Johnny Depp, who kept his personal life to himself, who shielded his children from becoming public property and wanted his kids to see him as dad, not „as a novelty“! And now something so abhorrent! Of course journalists were more than ready to report that. That is gold in advertising revenue! (Sorry, getting bitter again.)

There are men who are affected by domestic violence. And they are not a rarity. If you want numbers, use the search engine you prefer. Research is the main purpose of the internet. I assure you, you will be really surprised of what you find. And this may be finally the cause for a change in paradigms. Perhaps society will begin – with your help – to understand that violence is not at all a privilege of men. Perhaps this is a step towards understanding that men and women can be equally violent. I do hope that this helps to reform familiy law and it leads to men having refuges where they can get away from the women who are violent towards them.

If this airing out of dirty laundry, as many English-language outlets put it, leads to a deeper understandig of the bad turns relationships can take and the acceptance that men who do not defend themselves physically against violence carried out by a woman are not wussies, but people in as serious trouble as it is when it is the other way around, then, I think, our society has taken one step further towards fairness and social justice. Should that happen, it will have been worth it for all of us.

If not, it will just be Johnny Depp who should get at least his career back. And I honestly hope he does.

Substance Abuse and AD(H)D

Eine Kokslinie und jemand, der einen zusammengerollten Geldschein hält

I am watching the trial of Johnny Depp vs Amber Heard via Legal Bytes on youtube right at the moment, and during lunchbreak there is a bit of a discussion about how things are going in this trial at the moment. One topic that is being discussed a lot is Johnny Depp’s substance abuse and how that might affect (or not) his credibility and subsequently the outcome of the trial. It seems to be the strategy of Amber Heard’s team to paint him as a highly aggressive person because of  his substance abuse, mainly alcohol and cocaine. So, I’ll write down my two cents here, in case anybody is interested. Here goes:

As far as I am informed, Johnny Depp suffers from ADHD. Back in the day (I’m about two years younger than him), this disorder did not exist. Kids with ADD or ADHD were just a pain in the neck, got scolded a lot and were always told to behave. The hyperactive ones would be told to sit still, to be silent, to look where they were going. The non-hyperactive ones would hear things about paying attention, stop dreaming all the time, do their homework, do their chores, and PLEASE keep up and stop to dawdle.  There was no disorder. There was no medication. And the kids grew up thinking there was something wrong with them, because they were told so. This is the perfect breeding ground for substance abuse – especially for stimulants. Why that?

AD(H)D is sort of a malfunction of the brain metabolism, especially two substances get scarce: dopamine and noradreanaline. The usual medication to treat that is a so-called uptake inibitor, mostly methylphenidate; most people know that by the trade name Ritalin. What this substance does is to prevent dopamine and noradrenaline from being transported too fast out of the brain, so that an even level is preserved. That is what we do nowadays.

Of course, when you have such a disorder and it is undiagnosed you will be tempted to try things to see if they help. Cocaine does, as it has basically the same effect on dopamine and noradrenaline[1]. So, imagine someone who really does suffer from AD(H)D trying cocaine and realizing that this helps – with concentration, with social interaction etc. etc. The problem is that cocaine is highly addictive and has various other effects, whereas methylphenidate is not addictive in the doses that are given to patients with AD(H)D.

Alcohol is suspected to cause changes to the gray brain mass which might influence the concentration and diffusion of – you will have guessed it – dopamine. According to researchers[2], „an increased diffusion in the extracellular space might seem to be a very unspecific mode of action for a drug. But a wide range of communication processes in the brain are being influenced“.

I will not translate the whole article about this, because this hint is enough for my purpose here: Alcohol is a way of self-medication for patients with ADHD, obviously.

And there we are. That is how you might come to addictions and substance abuse because of your undiagnosed disorder.

I would like to add that I have a son who has ADD and has been medicated with methylphenidate ever since he went to secondary school. The effect of this drug which is, in fact, a stimulant, is vastly different from the one it has on people without AD(H)D. My son got more focused, calmer, more determined. Someone without AD(H)D would get nervous and agitated, perhaps even aggressive under this medication.

So, I would not assume that alcohol and/or cocaine will make the user aggressive under these circumstances. Hence, I recommend talking to an expert who knows far more than a concierge doctor or a concierge nurse about what might happen when those drugs are used.

That’s my 2ct on this topic. If you would like to know more about this: Search engines are your friend! ;o)

[1] http://www.thema-drogen.net/drogen/coca-und-kokain/kokain/kokain-wirkung/

[2] https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/alkohol-veraendert-zellzwischenraeume-im-gehirn/

Welttag der Sozialen Gerechtigkeit

2009 haben die Vereinten Nationen den Welttag der Sozialen Gerechtigkeit eingeführt; er soll an das Leitbild der sozialen Gerechtigkeit der Gemeinschaften erinnern, nach dem die Verteilung der Güter den vorherrschenden ethischen Prinzipien entspricht. Vorgestern war es mal wieder so weit und irgendwie scheint das untergegangen zu sein. Hier dann also ein paar Gedanken dazu.

Die gute Frage ist, was soziale Gerechtigkeit denn so eigentlich ist, vor allem, wenn man sie weltweit betrachtet. Es gibt so viele Unterschiede, so viele verschiedene Ansichten darüber, was Gesellschaft ist und was Gerechtigkeit. Wenn wir uns US-amerikanische Krimis ansehen, dann kann Gerechtigkeit durchaus den Tod bedeuten – vor allem den derer, die vorher das Leben anderer genommen haben. Bringt die Todesstrafe aber wirklich Gerechtigkeit? Ich bezweifle das. Oder die indigenen Völker Amerikas: Welche Gerechtigkeit widerfährt denen? Sie haben vollkommen andere Vorstellungen von dem, was Gesellschaft ist, wie Zusammenleben funktioniert – und auch davon, was gerecht ist. Dafür wurden sie von der Entdeckung Amerikas an belogen, betrogen und ermordet. Sie wurden „bekehrt“, damit der christliche Glaube sie Demut lehre und dafür sorge, dass sie anerkennen, dass das Land in kleine Häppchen aufgeteilt und einzelnen Menschen als Eigentum zugesprochen werden kann. Ein Konzept, das ihrer Kultur vollkommen fremd war. Ebenso die Seßhaftigkeit, denn die Mehrheit der indigenen Völker waren Nomaden.

Die asiatische Kultur, je nach Zeitalter und Standort, ist uns hier im Westen fremd, so manches erscheint uns hoch kultiviert, anderes wieder barbarisch. Die Wurzel, aus der die heutige chinesische Regierung entspringt, ist genau diese, auch wenn wir das nicht anerkennen wollen. Die totale Überwachung der Menschen dort, das Vergeben von Punkten für Wohlverhalten mag dem einen Freiheit, dem anderen eine Fessel bedeuten.

Wir, der „Westen“, die wir uns hoch zivilisiert wähnen, leben auf Kosten derer, deren Arbeitskraft wir besonders billig bekommen können – für Fünf-Euro-T-Shirts und billige Leberwurst. Was also wäre soziale Gerechtigkeit?

Ich halte es da mit Friedrich dem Großen, auch wenn der mit dem folgenden Zitat „nur“ auf Religionsfreiheit abzielte:

In meinem Staate kann jeder nach seiner Façon selig werden.

In meinen Augen lässt sich das ganz gut auf alle Lebensbereiche ausdehenen. Jeder sollte und kann seine Kultur pflegen – solange er die anderen nicht einschränkt. Jeder sollte und kann seine Religion ausüben – solange er nicht anderen diese Religion aufoktroyiert. Jeder sollte und kann er selbst sein – solange er nicht anderen vorschreibt, so zu sein wie er.

Bei der Vielfalt an Kulturen, Religionen, Lebensentwürfen, Vorstellungen von Glück wird es schwierig, soziale Gerechtigkeit zu erreichen – es sei denn, wir würden tatsächliche Toleranz lernen. Mehrheiten, die einfach aushalten und anerkennen, dass es Minderheiten gibt; und umgekehrt. Dazu müssen wir zuvorderst lernen, nicht alles als „Haß“ zu bezeichnen, was eigentlich Unverständnis ist oder auch eine Grenze, die der Betreffende nicht zu überschreiten bereit ist. Wir müssen lernen, unsere Empörung auf ein sozialverträgliches Maß herunterzukochen und Entscheidungen zu treffen.

Oft genug passiert es, dass wir Gerechtigkeit mit anderen Dingen verwechseln: Wirtschaftlicher Status ist da ein gutes Beispiel. Ist es sozial gerecht, wenn wir einem afrikanischen Bauern denselben wirtschaftlichen Status wünschen wie uns selbst? Oder ist nicht etwa der Wunsch nach einem entbehrungslosen, zufriedenen Leben für diesen Bauern näher an sozialer Gerechtigkeit? Reichtum ist auf der einen Seite nicht alles, auf der anderen Definitionssache. Reichtum kann es auch sein, genug zum Leben zu haben und gleichzeitig das Leben genießen zu können. Dazu muss man nicht zweimal jährlich in Urlaub fahren, jedes Wochenende in die Disco (Verzeihung: in den Club) gehen und auch nicht jeden Tag ein deftiges Fleischgericht zu sich nehmen. Auskommen mit dem Einkommen, das tun zu können, was man tun möchte, mit den Menschen Zeit zu verbringen, die man liebt.

Aber einfach mal zurück in unser Land: Ist es gerecht, wenn die einen sich dem Kunstgenuss (inklusive Champagner) in der Elbphilharmonie hingeben und die anderen so wenig haben, dass sie noch nicht mal eine eigene Wohnung bezahlen können? Ist es gerecht, dass Eltern jeden Monat das Kleingeld abzählen müssen, damit ihr Kind zweimal im Monat schwimmen gehen kann? Sicher nicht.

Soziale Gerechtigkeit lässt sich meiner Ansicht nach nur räumlich begrenzt erreichen. Dazu sind die Wünsche und die Sehnsüchte der Menschen weltweit viel zu unterschiedlich. Es ist ehrenvoll, sich dafür einzusetzen, dass wir in unseren „zivilisierten“ Ländern für die Zwiebeln und den Kaffee genug bezahlen, um soziale Gerechtigkeit in den Herstellerländern zu ermöglichen. Wichtig ist, dass wir uns hier darum kümmern, dass die Menschen vor Ort soziale Gerechtigkeit erfahren – und das nicht nur wirtschaftlich. Zur Teilhabe an der Gesellschaft gehört die Anerkennung des Menschen so, wie er ist. Und das ist verdammt schwer, wenn uns andere Menschen fremd sind, sie anders reagieren als wir und sie anders aussehen als wir. Diese Unterschiede zu sehen und anzuerkennen ohne zu urteilen, das ist es, was wir zunächst anstreben sollten. Das ist meine Meinung. Die muss niemand teilen. Aber sagen muss ich sie jederzeit dürfen.

Geschlechtsfragen

Unter dem Hashtag #solidaritätmittessa wird auf Twitter die Diskriminierung von Transfrauen diskutiert. Anlass ist die Debatte zum internationalen Frauentag am 8. März. Im Rahmen der Debatte äußerte sich Frau von Storch in sattsam bekannter, wirklich diskriminierender Art und griff Tessa Ganserer, eine Abgeordnete der Grünen, massiv an – weil sie transgender ist.

Über Frau von Storch kann ich mich nicht mehr aufregen, dazu ist mir wirklich meine Zeit zu schade. Ja, ich weiß, eigentlich müsste ich mich hier länglich über die Gülle auslassen, die sie über dem Haupte all derer auskippt, die nicht ihrer Meinung sind. Ich lasse es. Dazu gibt es im Internet genug zu lesen und ich will dieser Frau nicht mehr Raum bieten als sie sowieso schon hat.

Dummerweise habe ich meine Probleme mit einem hartgesottenen Grüppchen vorwiegend biologisch und sozial weiblicher Kämpfer für soziale Gerechtigkeit, die das soziale Geschlecht nutzen, um Keile zu treiben – und bin deswegen mal wieder auf mich selbst reingefallen. Anlass war ein Tweet mit folgender Aussage:

Ich soll einen biologischen Mann als Frau bezeichnen, gleichzeitig soll ich mich als ‚Mensch mit Uterus‘ bezeichnen lassen und akzeptieren, dass Menschen mit Penis in Frauenschutzräume eindringen dürfen.
Einfach nur noch ‚Nein‘

So wird das nix.

#SolidaritaetMitTessa

Zugegeben, ich hatte mich mit dem Problem, das die Äußerungen über Tessa Ganserer erzeugt hatte, nicht wirklich beschäftigt, hatte auch die Debatte im Bundestag zu dem Thema weitgehend ignoriert. Das war ein Fehler, vor allem, was den Retweet anbelangt. Fangen wir also mit der Ecke an:

Liebe Frau Ganserer, es tut mir wirklich leid, wenn der Eindruck entstanden sein sollte, dass ich die Identität, die Sie für sich gewählt haben, nicht anerkennen würde. Das ist ganz bestimmt nicht der Fall. Mich regt etwas ganz anderes auf.

Und jetzt zum aufregenden Teil der Geschichte:

Ich oute mich jetzt mal als sprachlich konservativ. Das heißt, dass ich keinen Sinn darin sehe, die Sprache als Veränderungsmechanismus für gesellschaftliche Probleme zu nutzen. Dass ich damit zwar nicht ganz allein, aber auch nicht unbedingt in der Überzahl bin (vor allem in sozialen Medien), ist mir klar. Grundsätzlich ist mein Motto „Leben und leben lassen“ – wer findet, dass es ihn (oder sie) weiterbringt, wenn Wörter Binnen-Is, Gendersternchen oder sonstige Sonderzeichen enthalten, die dafür sorgen, dass sich alle mitgemeint fühlen, soll das halt machen. Ich muss ja nicht lesen, was diese Menschen schreiben, insofern ist das schon ok. Das einzige, was mich daran wirklich stört, ist die fehlende Rücksichtnahme auf Menschen mit Behinderungen, beispielsweise Blinde und Legastheniker, die damit nicht unbedingt gut zurechtkommen. Das habe ich schon oft angesprochen, wurde deswegen auch oft frauenfeindlich oder queerfeindlich genannt – nun, dann ist das so. Ich finde es rücksichtslos, auf Kosten einer Gruppe auf eine andere Rücksicht zu nehmen. Wenn das „feindlich“ sein soll, ja, dann bin ich wohl „feindlich“. Ich selbst schreibe und spreche meistens mit dem generischen Maskulinum, wenn ich alle meine. Das muss niemand akzeptieren, das darf gerne angeprangert werden, für mich ist es die einfachste Methode.

Neuerdings hat man sich im ZDF wohl auch darauf geeinigt, das Binnen-I (oder den Genderstern, wie auch immer) mitzusprechen. Für mich hört sich das an, als hätte der Sprecher (bzw. die Sprecherin) Schluckauf. Ich stolpere regelmäßig darüber und hänge dann dem, was mir vermittelt werden soll, ein Stück hinterher. Aber auch hier: Ich muss ja nicht. Vielleicht gewöhne ich mich ja auch irgendwann daran. Heißt: Es stört mich, sicherlich. In der Aufnahme von Informationen, im Lesefluß. Manchmal nervt es mich. Normalerweise lasse ich die Leute, aber wenn mich das zum Feind macht, siehe oben.

Wofür ich kein Verständnis habe, sind Toleranzforderungen, die an mich herangetragen werden (ebenfalls aus sozialen Medien heraus). Es gibt einfach Toleranzen, die ich nicht leisten kann. So wurde mir erklärt, dass ich mit einer Frau, die sich als Mann definiert, sexuellen Umgang haben müsste, weil ich sonst transfeindlich wäre. Nun, ich bin definitv heterosexuell und auch etwas prüde. Das bedeutet, dass ich eben nicht mit jedem Sex haben möchte, der mir so über den Weg läuft. Voraussetzungen für Sex sind bei mir Liebe und Vertrauen. Sehr großes Vertrauen, übrigens. Das bedeutet, dass ich noch nicht mal mit jedem biologischen Mann, der sich als solcher definiert, Sex haben möchte. Die Anzahl dieser Männer ist tatsächlich ausgesprochen klein (derzeit liegt sie bei 0). Und mit wem ich Sex habe, geht eigentlich auch keinen etwas an. Würde mich jetzt also ein Transmann zum Sex bewegen wollen, würde der vermutlich auf Granit beißen. Das hat mit Trans oder nicht Trans nichts zu tun. Es hat was damit zu tun, dass Vertrauen aufgebaut werden muss und das geht nicht im Verlauf eines Kneipengesprächs.

Insgesamt ist Sex – und damit das biologische oder soziale Geschlecht – meiner Mitmenschen größtenteils vollkommen uninteressant. Viel wichtigere Fragen sind: Mag ich diesen Menschen? Kann ich mit diesem Menschen gut zusammenarbeiten? Verstehe ich mich mit diesem Menschen gut? Und da ist sowohl Sex als auch Geschlecht ein vollkommen nachrangiger (um nicht zu sagen irrelevanter) Aspekt.

Was mich ebenfalls nervt, ist die Forderung, dass Transfrauen, die einen Penis haben, gefälligst Fraueneinrichtungen benutzen zu dürfen haben. Ich kann es verstehen, habe aber ein Problem: Trigger. Wenn ich in die Sauna gehe, weiß ich, dass da auch Männer (will heißen: Menschen mit Penis) sind. Ich bin vorbereitet, ich weiß das, alles gut. Wenn eine Transfreundin mit mir ins Schwimmbad ginge und wir in die Dusche gingen, wäre das für mich (bei anderen mag das anders sein) auch kein Problem. Ich weiß, dass sie einen Penis hat, ich bin vorbereitet. Wenn ich aber unvorbereitet in einem Schutzraum für Frauen einem Menschen mit Penis über den Weg liefe, würde es mich erst einmal von den Füßen holen, denn das ist ein Trigger. Ich bin damit ziemlich sicher nicht allein. So, und was machen wir jetzt? Wenn Duschkabinen vorhanden sind und man seine körperliche Reinigung in Abgeschiedenheit erledigen kann, wäre das für mich völlig okay. Nur plötzliche Begegnungen sind halt nichts, womit ich klarkomme. Wen trifft das schlimmer – mich oder die Transfrau, die sicher nicht vorhat, mich zu triggern? Und wenn Transfrauen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen in die Herrendusche gezwungen werden, was passiert ihnen dann? Will ich daran schuld sein, dass sie dort getriggert werden? Sicher nicht. Das Problem ist also vielschichtiger als man auf den ersten Blick meinen sollte.

Und dann sind da auch noch diejenigen, die von Menschen mit Uterus, von Cervixbesitzerinnen und dergleichen reden. Das ist sicherlich gut gemeint. Soweit ich bisher sehen kann (ich habe jetzt nicht nachrecherchiert) sind die meisten dieser Leute Frauen. Es gibt dann auch noch Männer, die solche Geschlechtsteile ihr eigen nennen, sicher, und es gibt auch intersexuelle Menschen, ja, klar. Aber die meisten von uns sind eben nicht nur Besitzerinnen weiblicher Geschlechtsmerkmale, sondern in der Tat Frauen. Und mein Problem besteht, wenn ich mich nicht mehr Frau nennen soll, weil ich damit einen Transmann diskriminieren könnte. So weit geht die Liebe dann nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Transmänner das von mir verlangen würden. Meiner Erfahrung nach sind die, die das tun, größtenteils mit dem Geschlecht zur Welt gekommen, mit dem sie sich auch identifizieren und durchaus heterosexuell. Das ist aber nur meine Erfahrung, es mag auch alles ganz anders sein.

Zusammenfassend: Das Geschlecht anderer Leute interessiert mich im Alltag nicht und ich halte Leute wie die eingangs erwähnte Frau von Storch, die sich darüber Gedanken machen zu müssen meinen, für armselige Tröpfe. Mein Geschlecht hat im Alltag niemanden zu interessieren, ebensowenig meine sexuellen Vorlieben. Wichtig ist, wie gut wir uns verstehen, ob wir gut miteinander umgehen können und wie wir zusammenarbeiten. Das macht soziales Miteinander aus. Wenn mich das trans- oder queerfeindlich macht, dann ist das eben so.

Internationaler Tag gegen Genitalverstümmelung

Rasierklinge mit Blut

Vorneweg: Bei diesem Tag geht es um die „Beschneidung“ weiblicher Genitalien, die diverse Ausprägungen haben kann. Das zieht nach sich, dass viele Männer, denen aus religiösen oder kulturellen – also nicht medizinischen – Gründen die Vorhaut entfernt wurde, jedes Jahr wieder darauf aufmerksam machen, dass ihnen hier auch ein Trauma und ein Unrecht zugefügt wurde. Das ist richtig, aber es gibt Unterschiede. Fangen wir also mit den Frauen an, die haben heute einfach Vorrang.

Laut WHO gibt es vier Typen der Genitalbeschneidung bei Mädchen bzw. Frauen. Allen ist gemeinsam, dass Schleimhäute in der Vagina ganz oder teilweise entfernt werden; oft wird die Klitoris ganz oder teilweise entfernt. Männer können sich das ungefähr so vorstellen, als ob nicht nur die Vorhaut beschnitten würde, sondern auch gleich die Eichel ganz oder teilweise entfernt würde. Ich gehe jetzt nicht weiter auf die einzelnen Methoden ein, dazu gibt es genügend Quellen im Internet, die man in Suchmaschinen mit den Suchwörtern „Beschneidung“ und „Frauen“ findet.

Was erschreckend ist, ist die Tatsache, dass gut 80% der Beschneidungen von Menschen durchgeführt werden, die keinerlei medizinische Ausbildung haben. Auch Hygiene ist hier keinerlei Kriterium, ebensowenig Narkose. Werkzeuge sind Messer, Rasierklingen, Scheren, Glasscherben und ähnliches. Das Werkzeug wird weder desinfiziert noch wird es gereinigt, wenn es vorher bereits für die Beschneidung eines anderen Mädchens benutzt wurde. Das führt zur Übertragung von Krankheiten und Infektionen. Die Wunde wird dann mit Akaziendornen, Bindfäden, Tierdarm, Eisenringen oder ähnlichem verschlossen und mit Mitteln wie Asche, Kräutern, Pflanzensäften oder Blättern versorgt, um die Blutung zu stoppen.

Neben der langfristigen Einschränkung des sexuellen Empfindens sind hier vor allem Sepsis, Fisteln, Zysten, Infekte des Harntrakts und Störungen der Blasenentleerung Komplikationen, die erwartet werden können. Zudem sind Mädchen vom Kleinkindalter bis in die Pubertät betroffen. Das Trauma, das eine derart schmerzhafte Prozedur erzeugt, ist kaum zu ermessen.

Langfristige Komplikationen ergeben sich vor allem bei den dann erwachsenen Frauen, denn der Geschlechtsverkehr ist oft sehr schmerzhaft und auch unter der Geburt gibt es vielfache Probleme, die ohne „Beschneidung“ nicht vorhanden wären.

Nun stehen Gesetzgeber und Gesellschaften vor demselben Dilemma, das es auch bezüglich der Beschneidung von Jungen gibt: Natürlich kann man das alles verbieten und unter Strafe stellen. Grundsätzlich sind medizinisch nicht notwendige Eingriffe in den Körper zu vermeiden. Das hält aber Menschen, die ihre Kinder aus traditionellen, gesellschaftlichen oder religiösen Gründen solch grausamen Prozeduren unterziehen, nicht davon ab. Der Grund ist, dass das eine gesellschaftliche Ächtung des Kindes oder gleich der ganzen Familie zur Folge haben kann. Man wird ausgestoßen aus dem sozialen Kreis, in dem man sich befindet. Das kann man eventuell in einer Großstadt hinnehmen, nicht aber in einem Dorf, in dem jeder jeden kennt und alle alles wissen. Und so ist die einzige Methode, die hier zur Verfügung steht, die Aufklärung. Die erweist sich aber als schwierig, denn Mythen leben entsetzlich lange und Menschen klammern sich an sie – das sehen wir derzeit auch sehr gut an der „Diskussion“ um Corona, Impfungen und weitere Maßnahmen.

Fest steht, dass eine Beschneidung, egal ob bei Mädchen oder bei Jungen, keinerlei hygienische Vorteile hat. Im Gegenteil: Jeder Eingriff birgt ein Infektionsrisiko, selbst wenn er unter sterilen Bedingungen im Krankenhaus von einem Arzt durchgeführt wird. Unter den oben beschriebenen Bedingungen ist das Infektionsrisiko kaum noch Risiko zu nennen – es handelt sich dabei eher um eine Infektion mit Sicherheit. Bei Mädchen besteht ein hohes Risiko, unfruchtbar zu werden. Außerdem sind natürlich Nierenschäden und schmerzhafte Infekte des Urogenitaltraktes an der Tagesordnung. Das Risiko, an der „Beschneidung“ zu versterben, ist für Mädchen ungleich höher als für Jungen, aber auch bei Jungen gibt es Komplikationen von Nekrosen über den Verlust des Penis bis hin zum Tod, ganz klar.

Insofern bitte ich alle Eltern, die darüber nachdenken oder sogar entschlossen sind, so eine Prozedur an ihrem Kind ausführen zu lassen: Lassen Sie es sein. Es ist einfach das Risiko nicht wert, egal, was die Gesellschaft, die Verwandtschaft, die religiösen Ratgeber sagen. Das Trauma, das entsteht, ist zu groß. Wenn Ihre Kinder erwachsen sind, können sie für sich entscheiden, ob sie so eine Prozedur an sich durchführen lassen wollen. So viel Zeit sollten sie ihnen geben.

Weltreligionstag

symbolbilder der Weltreligionen

Morgen ist Weltreligionstag. Das heißt, eigentlich heute, denn ich werde den Text, den ich heute schreibe, natürlich erst morgen veröffentlichen. Also ist heute Weltreligionstag. Ist ja eigentlich auch egal, aber ich weiß nicht recht, wie ich diesen Text anfangen soll, also rede ich erstmal ein wenig um den heißen Brei herum. Ja.

Dieser Weltreligionstag wurde 1950 durch die Nationale Geistliche Versammlung der Bahai der Vereinigten Staaten initiiert und wird seitdem jährlich gefeiert. Ja. Ich habe Fragen. Fangen wir mal mit der ersten an: Wer sind denn bitte die Bahai?

Ein gewisser Bahāʾullāh gründete das Bahaitum Mitte des 19. Jahrhunderts als universale Religion. Hehres Ziel ist, die Erde als „nur ein Land und alle Menschen seine Bürger“ zu betrachten. Die Religion ist monotheistisch, glaubt an einen allwissende und allliebenden Gott. Das ist übrigens das, was mir immer kalte Schauer den Rücken heruntergejagt hat: Gott weiß alles und sieht alles. Sozusagen permanente, totale Überwachung und wehe, du machst was, was Gott nicht passt, dann ist aber was los. Aber ich greife vor, bleiben wir noch kurz bei den Bahai.

Ich kann mich jetzt nicht hinsetzen und das ausrecherchieren, aber mir scheint, dass diese Religion ihre Gläubigen relativ wenig einschränkt; sie sieht Gott als den übergreifenden Gott aller Weltreligionen. Ähm, ja, hier würde es wirklich zu kompliziert. Meine Einschätzung: Schöne Idee, aber das klappt nicht.

Religion generell ist etwas, was ich allen Menschen, die glauben können, von Herzen gönne. Glaube gibt, wenn richtig praktiziert, Hoffnung und er erdet auch. Religion dagegen ist der äußere Rahmen, der sich tatsächlich als haltgebend erweisen kann, aber eben auch als eine Art Gefängnis. So bin ich regelmäßig wirklich enttäuscht von der Übergriffigkeit und der Engstirnigkeit der Religionen. Statt Liebe als solche zu sehen und anzuerkennen, werden Homosexuelle bestraft – bestenfalls mit Ave Maria und Vaterunser, schlimmstenfalls mit dem Tod. Je nach Religion und radikaler Ausübung durch den jeweiligen Klerus. Wie soll ich solche Leute ehren?

Gerade im Christentum tropft die Moralinsäure nur so von den Kanzeln – ich rede nicht vorwiegend von Deutschland, aber sicherlich auch. Da wird Sex als etwas ungebührliches, unerwünschtes, ja ein simples Mittel zum Zweck angesehen. Das darf bloß keinen Spaß machen, um Himmels willen. Der einzige Grund für Sex ist das Zeugen von Kindern. Wehe dem, der da versucht, eine Schwangerschaft zu verhüten! Wenn Sex, dann ohne Netz und doppelten Boden, Kinder sollt ihr zeugen, egal, ob ihr sie ernähren könnt oder nicht. Der Herr wird sich schon kümmern.

Und wenn gesichert ist, dass ein Kind die Geburt nicht überlebt? Kommt drauf an. In Polen hat 2020 das Verfassungsgericht entscheiden, dass auch diese Kinder ausgetragen werden müssen. Der Präsident erklärt, warum: Damit diese Kinder wenigstens im katholischen Sinne getauft und beerdigt werden und einen Namen bekommen können. Dafür müssen sich also Mütter durch eine Schwangerschaft quälen, die sicher mit dem Tod des Kindes endet. Dafür müssen dann auch die Kinder leiden und sterben. Ja, sehr christlich.

Ich äußere mich jetzt nicht über andere Religionen, obwohl ich das könnte. Nur so viel: Es ist mit Sicherheit nicht Gott, der will, dass Neugeborene, Kleinkinder oder Kinder in der Vorpubertät chirurgischen Eingriffen ausgesetzt werden, die übelste gesundheitliche Auswirkungen haben können oder sogar zum Tod führen. Es ist unter Garantie nicht Gott, der Paare (ob verheiratet oder nicht) gängelt und ihnen vorschreibt, wie sie ihre Sexualität zu leben haben. Es ist bestimmt nicht Gott, der will, dass Frauen für jeden Schritt, den sie tun, ihren Mann um Erlaubnis bitten müssen und es ist nicht Gott, der Kindern, speziell Mädchen, Bildung verweigert. Nein, das sind Menschen, und zwar solche, für die es praktisch ist, andere Menschen mit diesen Moral“gesetzen“ im Griff zu halten.

Wenn wir Kinder Gottes sind, dann können wir uns in Zuneigung umeinander kümmern, ohne körperliche und soziale Einschränkungen hinzunehmen. Und wir wachsen vermutlich wesentlich liebevoller und unbeschwerter als Gesellschaft zusammen.

In diesem Sinne: Liebe Religiöse, lebt gerne euere Religion; aber zerreißt dieses Netz aus Vorschriften, Vorurteilen, Verboten und Geboten. Vielen Dank.

Hausfrauentag

Hausfrau auf dem Balkon beim Wäsche aufhängen

Der kleine Kalender teilt mir mit, dass heute der Hausfrauentag ist. Hausfrauen sind Menschen, die immer noch mit der Arroganz der arbeitenden Bevölkerung leben müssen, weil sie ja „nichts tun“. Gut, es ist nicht die gesamte arbeitende Bevölkerung und es ist auch richtig, dass es Hausfrauen gibt, die tatsächlich nichts tun. Trotzdem sind da einige Vorurteile eingefahren, über die wir reden müssen – einerseits der Hausfrauen wegen, andererseits wegen der Frauen, die nicht zuhause bleiben wollen oder können.

Das Hausfrauendasein fängt üblicherweise harmlos an. Oft genug mit Heirat. Heiraten, verstehen Sie mich nicht falsch, ist schön. Es ist wunderbar, einen Menschen zu haben, auf den man sich so rückhaltlos verlassen kann, dass man ihm verspricht, immer für ihn da zu sein, komme, was da wolle. Und es ist so schön, selbst dieses Versprechen zu geben und die ganze Hoffnung und den Optimismus zu leben, die mit diesem Versprechen einhergehen. Die meisten Hausfrauen bleiben nicht direkt nach der Heirat zuhause, sondern erst, wenn das erste Kind da ist.

Was tut eine Hausfrau? Nun, sie verrichtet all die niederen Dienste, die von unserer Gesellschaft wirklich schlecht bezahlt und auch wenig gewürdigt werden. Jeder möchte sich gerne in einer sauberen Dusche waschen, niemand hat Lust, sie zu putzen. Jeder möchte gern drei Mahlzeiten täglich serviert bekommen, niemand hat Lust, sie zuzubereiten. Alle wollen die schöne Aussicht genießen, niemand mag die Fenster putzen. Hausfrauen organisieren die Familie, sorgen für saubere Wäsche, frisch bezogene Betten, saubere, aufgeräumte Wohnungen, warme und kalte Mahlzeiten, gepflegte Gärten, sie pflegen die kranken Familienmitglieder, sorgen dafür, dass alle pünktlich da sind, wo sie sein sollen und alles dabei haben, was sie brauchen, ob Schule, Sportverein, Ballettunterricht, Schwimmstunden oder Arbeitsplatz. Ein Unternehmen, das Staubsauger herstellt, warb mal mit dem schönen Spruch „Ich leite ein gutgehendes kleines Familienunternehmen“. Wie wahr.

Der Job einer Hausfrau hat viele Facetten; für manches braucht man wenig bis keine Vorkenntnisse, für anderes wie beispielsweise die Beaufsichtigung der Hausaufgaben der Kinder, sollte man zumindest wissen, wie es geht. Die Kommunikation nach außen und innerhalb der Familie liegt meistens auch bei den Frauen, ebenso wie die Verwaltung des Budgets. Das ist alles nicht ohne. Hausfrauen tun also sehr vieles, was wir gerne übersehen oder als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Viele von uns sind damit aufgewachsen und unsere Mütter haben uns im Idealfall nicht merken lassen, wie anstrengend und herausfordernd diese Arbeit ist. Nichtsdestoweniger hat die Tatsache, dass Hausfrauen für ihre Tätigkeit nicht bezahlt werden, bei ihren Ehepartnern mitversichert werden und für Kindererziehungszeiten nur Rentenversicherungspunkte während der ersten drei Lebensjahre der Kinder bekommen, den Wert von Frauenarbeit gegen Null gedrückt. Das ist falsch, so falsch.

Was ist denn ein sauberes Büro, ein hygienisch einwandfrei gewischter Krankenhausflur, ein sauberes Treppenhaus und eine spiegelblanke Teeküche so wert? Das werden wir erst erfahren, wenn wir es nicht mehr haben. Wann hat das Reinigungspersonal zuletzt gestreikt, um Arbeitsbedingungen oder Bezahlung zu verbessern? Frauenarbeit, wertlos, Kampf um Anerkennung sinnlos, so sieht es aus. Was ist die Nachhilfe für das Kind, das Probleme in Mathemathik hat, wert? Warum werden Kindergartentanten, Hortpersonal und Grundschullehrer so schlecht bezahlt? Was macht die Arbeit der Gymnasiallehrerin wertvoller?

Wenn wir denen, die klassische „(Haus-)Frauenarbeit“ tun, das bezahlten, was sie wirklich wert sind, wir würden arm dabei. Und so leben tausende von Hausfrauen damit, dass sie nicht bezahlt werden für einen 24/7-Arbeitsplatz ohne Aussicht auf Verbesserung, Sekretärinnen, Friseurinnen, Reinigungskräfte, Servicepersonal, Verkäufer, Pflegekräfte müssen damit leben, dass ihre Arbeit nicht viel wert ist.

Ein Blick auf die Scheidungsquote in Deutschland zeigt auch, wie viele Menschen in Deutschland vor den Trümmern gebrochener Versprechen stehen und zusehen müssen, wie sie sich über Wasser halten. In Deutschland gab es 2020 2.088.000 alleinerziehende Mütter und 435.000 alleinerziehende Väter. Oft genug müssen diese Menschen gewaltige Abstriche machen, um überhaupt Erwerbsarbeit leisten zu können. Elternteile, die sich um Kinder kümmern müssen, gelten als Unsicherheitsfaktor. Sie können jederzeit ausfallen, wenn das Kind krank wird, deswegen kann man ihnen keine verantwortungsvolle Arbeit übertragen; wenn das Kind während einer Probezeit zu oft krank ist, beendet man den Vertrag lieber. Das ist das gute Recht der Arbeitgeber. Sie brauchen sicherlich verläßliche Arbeitskräfte, ganz klar. Es ist und bleibt kompliziert. Ich erwähne das alles auch nur, um zu illustrieren, dass die Entscheidung für ein Hausfrauendasein vielleicht nicht ganz so leichtfertig getroffen wird wie die Zyniker unter uns sich das denken – und manchmal ist es auch nicht wirklich ein selbstgewähltes Schicksal.

Ich vertrete schon sehr lange die Auffassung, dass die Arbeit von Frauen aufgewertet werden muss, vor allem im Kleinen. Es nützt uns nichts, wenn wir damit anfangen, den Konzernen eine Frauenquote für die Chefetage aufzuzwingen. Das bringt nur mehr Frauen mit betriebswirtschaftlichen Argumenten in die Chefetagen – und die wenigsten von ihnen denken über ihre Geschlechtsgenossinnen am unteren Ende der Karriereleiter nach. Nein, es geht darum, dass wir uns bewußt machen, was Frauen, gerade Hausfrauen leisten – und was uns gesellschaftlich verloren geht, wenn wir sie nicht in Anspruch nehmen können. Es braucht ein Bewußtsein für den Wert, den wirklichen, gesellschaftlichen Wert der Arbeit, die oft so verächtlich als „Frauenarbeit“ abgetan wird. Diese Frauen brauchen keinen Applaus, sie brauchen echte, ehrliche Anerkennung. Sie brauchen Rentenansprüche, sie brauchen eine dem unschätzbaren Wert ihrer Arbeit zumindest annähernd entsprechende Entlohnung. Sie brauchen keinen Muttertag, sie brauchen Selbstbewußtsein und Selbstverständnis.

So, wie viele Männer mit dem Selbstverständnis zur Arbeit gehen, für ihre Familie zu sorgen, indem sie genügend verdienen, sollten Hausfrauen das Selbstverständnis entwickeln, dass sie das erst möglich machen – und die Anerkennung der Gesellschaft dafür.

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