Am 18. Juni war ich auf dem ersten Betriebsausflug meines Lebens. Die FAU hat Busse gechartert und uns nach Bamberg fahren lassen. Dort erwarteten uns Stadtführungen zu unterschiedlichen Themen:
- Bamberg und der Dom zum Kennenlernen
- Von Bierbrauern und Biertrinkern
- Lebensader Fluss
- Hexen und Weiberwirtschaft
Wenn ihr jetzt beim Lesen gedacht habt, dass ich doch garantiert die Hexen und Weiberwirtschaft genommen hätte, lagt ihr goldrichtig!
Nach einer knappen Stunde Fahrt kamen wir in Bamberg an und haben uns erst einmal in die diversen Gruppen sortiert. Dann ging’s los. Naja, fast. Bis wir uns dann alle an einem Ort versammelt hatten, hat unsere Führerin uns einige interessante Fakten über die Bamberger Symphoniker erzählt; so nahm das Orchester seinen Anfang mit ehemaligen Mitgliedern des Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag, die 1946 aus ihrer Heimat geflüchtet waren. Die Anfänge müssen recht bescheiden gewesen sein mit einer „Konzerthalle“ die wohl eine ziemlich gräßliche Akustik gehabt haben muss. Inzwischen sind die Bamberger Symphoniker ein Orchester von Weltruf und sind regelmäßig auf Tournee. Die Führerin sagte, sie empfehle einen Konzertbesuch unbedingt.
Dann waren wir auch endlich alle da und konnten loslaufen. Die erste
Station war das Markushaus, wo wir von Adalbert Friedrich Marcus und vor allem seiner Gattin Maria Juliana Schlör erfuhren. Maria konnte keine Kinder bekommen und so wurde mit der Zeit aus der Ehe eine ménage à trois, denn er fing – von seiner Ehefrau geduldet – ein Verhältnis mit einer Cousine an, mit der er durchaus Kinder hatte. Unsere Führerin hat uns ausführlich davon erzählt – aber ich habe mir nicht alles gemerkt und außerdem möchte ich hier auch nicht übermäßig spoilern, denn vielleicht möchte ja jemand aus meiner Leserschaft eine solche Stadtführung mitmachen. Ich habe übrigens versucht, im Internet Information über Maria Juliana Schlör zu finden; das ist schwierig bis unmöglich. Die guten Taten ihres Ehemannes sind ausführlich dokumentiert, sie selbst findet höchstens hier und da in Nebensätzen Erwähnung.
Auf dem Markusplatz, auf dem uns dies alles erzählt wurde, steht auch das Zelt der Religionen, das schon für sich sehr interessant ist.
Danach waren wir in der Kirche der englischen Fräulein und ihrer Gründerin Maria Ward (eigentlich Mary Ward, denn sie war in der Tat Engländerin); dort hörten wir so einiges über die Gründungsgeschichte dieses Ordens und die Schule, die von ihr gegründet wurde. Außerdem gab es über die heilige Kunigunde einiges zu hören. Ich muss gestehen, dass ich nicht sehr genau zugehört habe, denn die Institutskirche ist ein wunderschönes, barockes Kirchlein mit einem beeindruckenden barocken Altar und ich war damit beschäftigt, das alles anzusehen.
Unsere nächste Station war der Heumarkt, auf dem die Skulptur „Liegende mit Frucht“ von Fernando Botero bewundert werden kann. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Erzählungen an diesem Ort komplett vergessen habe – aber Fotos gemacht habe ich, wenigstens das!
Danach waren wir noch im Innenhof eines der Universitätsgebäude, das der Kirchgemeinde St. Martin angeschlossen ist (zumindest baulich) und das auch das Naturkundemuseum beherbergt. Den Vortrag dort habe ich nicht mitbekommen, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, mich umzusehen.
Weiter ging es zum Grünen Markt und dort zu dem Trinkwasserbrunen, den eine Skulptur der Marktfrau „Humsera“ ziert. Über sie und ihre Kolleginnen haben wir auch so einiges gehört – und ich habe selbstverständlich ein paar Fotos gemacht, denn ich fand es wirklich zum Piepen, dass da irgendjemand einen grünen Eimer unter den Wasserhahn gestellt hatte.
Das Baugerüst im Hintergrund beherbergte Handwerker, die einen ziemlichen Krawall gemacht haben, was der Fremdenführerin eine stimmliche Herausforderung war. Die hat sie großartig gemeistert, Hut ab!
Danach ging es an die Hexengeschichten – und ehrlich, das war gruselig. Irgendwie denkt man ja immer, dass die Hexenverfolgung „nur“ von der katholischen Kirche ausging und von der heiligen Inquisition haben wir ja alle schon genauso gehört wie vom Hexenhammer. Aber weit gefehlt, die weltlichen Institutionen waren genauso daran beteiligt und die Gerichtsverfahren (wenn man sie denn so nennen möchte) waren nun wirklich ein einziges Grauen. In Bamberg sind diese Vorgänge recht gut dokumentiert, denn, so sagte uns unsere Fremdenführerin, nachdem Bamberg von Napoleon an Bayern gegeben worden war (wovon, nebenbei bemerkt, heute noch gewisse Ressentiments bei den Franken übriggeblieben sind), haben die Bayern die Akten als „Anschürpapier“ verscherbelt. Das wiederum haben einige Privatleute mitbekommen und alles aufgekauft, was sie an Akten bekommen konnten. Von daher ist das Thema Hexenverfolgung in Bamberg tatsächlich sehr gut dokumentiert und wird entsprechend auch erforscht.
Mir ist nicht übermäßig viel vom Vortrag in Erinnerung, denn es war eine sehr gruselige Geschichte von Frauenverachtung (auch wenn natürlich auch Männer „besagt“ wurden), Folter und Mord und sie wurde sehr anschaulich erzählt. Und so setze ich hier nur zwei Fotos in den Beitrag, den ich während dieses Teils der Führung gemacht habe.
Dann war die Führung auch schon zu Ende, es war Mittag und wir waren hungrig. Also sind wir erst einmal in einem Restaurant unterhalb des Doms essen gegangen – wie es sich gehört, fränkisch-deftig. Ich bin sehr stolz auf mich, denn ich habe kein einziges Foto vom Essen gemacht. Ha, nehmt das, Social Media!
Nach dem Essen hatten wir noch ein paar Stunden Zeit und das große Glück, einen Kollegen dabei zu haben, der bis vor gar nicht allzu langer Zeit in Bamberg gewohnt hatte und sich deshalb auskannte. Mit ihm haben wir dann drei der sieben Hügel (ja, wie Rom auch!) Bambergs erklommen und unterwegs vieles gefunden, was schön anzusehen war.
Ich musste zu meinem Leidwesen feststellen, dass es wirklich nicht fit macht, seine Freizeit überwiegend auf dem Sofa zu verbringen, denn mich hat das ganz schön angestrengt – aber es hat sich gelohnt, wirklich! Wenn ihr könnt, steigt auf Bambergs Hügel, auch wenn es steil ist, da findet man wirklich Sehenswertes!
Hier ein paar Fotos von diesem Spaziergang: